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Arbeitgeber legen Rückwärtsgang ein

■ Gesamtmetall geht von Konfrontationskurs ab: Heute Spitzengespräch von Arbeitgebern und IG Metall über Lohnfortzahlung bei Krankheit. Daimler-Manager fühlen sich von BMW und anderen Unternehmen allein gelassen

Berlin (taz/dpa) – Die Proteste der Gewerkschaften und fehlende Rückendeckung aus Bonn zwingen die Hardliner im Arbeitgeberlager zum Rückzug. Statt der teuren Konfrontationsstrategie und endlosen juristischen Auseinandersetzungen mit der kampfbereiten IG Metall sucht die Arbeitgeberseite in der Frage der Lohnkürzung im Krankheitsfall jetzt offenbar doch eine Konsenslösung am Verhandlungstisch. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat sich für den heutigen Montag mit der IG Metall zu einem Spitzengespräch verabredet.

An dem Treffen, das in der Nähe von Frankfurt am Main stattfinden soll, nehmen nach Angaben von Gesamtmetall deren Präsident Werner Stumpfe und sein Stellvertreter Dieter Hundt sowie der Vorsitzende der IG Metall, Klaus Zwickel, und Walter Riester teil.

Unmittelbar vor der Ankündigung des Spitzengesprächs hatte es am Freitag abend eine geheime Sitzung des Gesamtmetallvorstands in Frankfurt gegeben; die Vertreter der Arbeitgeber waren ohne Ergebnis auseinander gegangen. Stumpfe wurde nach Informationen des Spiegel vom Verbandsvorstand beauftragt, bis Donnerstag dieser Woche Möglichkeiten für eine Lösung zu sondieren. Dieses Treffen hatte vor allem der besonders von den Gewerkschaftsaktionen betroffene Daimler-Benz-Konzern gefordert. Daimler- Manager hatten sich mehrfach bitter bei ihrem Verband beklagt, sie seien der Gewerkschaft hilflos ausgeliefert, und auf eine Einigung mit der Gegenseite gedrängt.

Eine schnelle Lösung kann von dem voraussichtlich zweistündigen Spitzengespräch wohl nicht erwartet werden. Zuviel Sprengstoff hat sich für die anstehende 97er Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie angesammelt: Neben der Lohn- und Gehaltsrunde und der Lohnfortzahlung gehört dazu die Arbeitgeberforderung nach Kürzungen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zudem stehen noch Verhandlungen über die Verlängerung des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung an, bei denen die Arbeitgeber von der IG Metall neue Zugeständnisse für flexiblere Arbeitszeiten verlangen.

Beim Symbolthema Lohnfortzahlung gilt es allerdings zunehmend als sicher, daß die von Gesamtmetall ursprünglich gewollte radikale Variante – nur noch 80 Prozent Lohn für kranke Beschäftigte – in der Metall- und Elektroindustrie vom Tisch sein dürfte. „Eine Lösung wird mit Sicherheit nicht ein Nachvollziehen des Gesetzes sein“, bekräftigte Riester. „Wenn es zu Verhandlungen kommt, werden keine 100, aber auch keine 80 Prozent herauskommen“, haben auch Arbeitgeberfunktionäre bereits eingeräumt.

Ansatzpunkt für einen Kompromiß könnte beispielsweise eine veränderte Berechnungsgrundlage für die Lohnfortzahlung sein. Riester kündigte in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel an, daß man sich bei der Berechnung auf die Regelarbeitszeit beziehen könnte, also Zuschläge für Überstunden oder Feiertagsarbeit nicht eingerechnet werden. Kompromißfähig wären auch Vereinbarungen über eine bessere Gesundheitsvorsorge, mit der sich der Krankenstand in den Betrieben senken ließe. J. K.

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