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■ SoundcheckGehört: Long Fin Killie und Suzanne Vega

Gehört: Long Fin Killie. Merkwürdige Musik. Aber klasse. Und zwar live fast noch mehr als auf Platte. Denn die neurotisch flirrenden Rhythmen, die die CDs Houdini und Valentini zusammenhält, kriegen Long Fin Killie auf der Bühne natürlich nicht so filigran hin – auch wenn der Schlagzeuger am Montag im Knust sein Bestes gab und am Schluß vor Rhythmuswechseln und Konzentration ermattet hinter den Trommeln hing. Deshalb fehlt aber gerade das Kunstgewerblich-Gedrechselte, das bei den Studioaufnahmen manche Idee unter sich begräbt. Und siehe: Es war gut.

Daß Long Fin Killie ziemlich weit auf dem Weg sind, die bekannten Songstrukturen durch irgend etwas Neues zu ersetzen, ist klar. Bloß durch wen?

Vom Pop-Planeten aus gesehen, ließe sich denken, Long Fin Killie könnten auch einfache Popsongs schreiben, wenn sie denn wollten. Wollen sie aber nicht. Vom Post-Hippie-Planeten könnte man sich in die monoton geschrammelten Gitarren-Klangwälle hineinfallen lassen, nur um von Schrägheiten oder jäh einsetzender Stille aufgeschreckt zu werden.

Vom Folk-Planeten aus könnte man sich über traditionelle Elemente (Mandoline usw.) freuen. Und auf dem Jazz-Planeten dürfte Jubel ausbrechen, wenn Frontmann Luke Sutherland brechend laut auf dem Saxophon kreischt. Der Planet, von dem aus sich aber wirklich beschrieben ließe, was da für Musik bei dieser Band passiert, muß wohl erst noch aus Sternenstaub geboren werden.

Merkwürdig. Aber klasse.

Dirk Knipphals

Gehört: Suzanne Vega. Zu viele Hörer erwarteten in Hamburg die Musikerin, welche Poetik so einladend und Zugänglichkeit so geschmacklich abgesichert präsentiert. Suzanne Vega ist eine sehr gute Gitarristin und eine Sängerin, die den Text nach wie vor, wenn auch manchmal nur recht knapp, über die Stimme stellt. Vega erzählt, wie es Joni Mitchell auch tat, allerdings mit lakonischer Aufmerksamkeit, welche die Pflicht, noch etwas zu verteidigen, abgelöst hat.

Bei Suzanne Vega ließ sich aber auch am Montag in der Großen Freiheit nicht herausbekommen, ob sie mit ihren Liedern nach einer neuen Art fordert, über „brennende Themen“ zu sprechen, ober ob hier jemand mit viel Eloquenz unbeteiligt bleibt. Vega trat nicht als die in verschiedenen Literaturepochen immer mal wieder als unbestechlich gepriesene „nüchterne Beobachterin“. Stattdessen erzählen ihre Songs ihr schwer angreifbares Leben: Sie wandert und imaginiert, singt und sammelt weiter „Impressionen“ aus vollen, bunten Kesseln mit Da-sein und Alltag drin. So lange, bis jeder weiß, daß Wege existieren, sich mit sich selber einzurichten, ohne darüber erst zum Buddhisten werden zu müssen.

Kristof Schreuf/Foto: jms

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