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Klitzkadenz und Knabenjubel

■ Zwei Zimmermänner in der Musikhalle: Tabea und Frank Peter

Das Fürstengeschlecht, für das Haydn seine Sinfonie Nr. 59 schrieb, existiert immer noch. Fürstin Esterhazy ist heute die reichste Frau Österreichs, lebt aber in der Schweiz, was ihr die Heimat verübelt.

Gespielt wurde Nr. 59 am Mittwochabend in Originalbesetzung: Ohne Klarinetten, Fagotte, Pauken und Trompeten – bei allem Reichtum, für mehr hatten die Esterhazys kein Geld.

Das Württembergische Kammerorchester unter Jörg Faerber ist ein Begleitorchester. Für Hindemiths Trauermusik für Viola und Streichorchester war sein leicht sämiger Klang besser geeignet als für den witzig-fetzigen Haydn. Bratschistin Tabea Zimmermann sang ihre Altpartie ruhig und bewegend. Ein schönes Stück Gelegenheitstrauer – anläßlich des Todes von George V. von England 1936 aus dem Ärmel geschüttelt.

Folgte, kurzweilig und intelligent programmiert, das traurige Sinfoniefragment in h-Moll des 14jährigen Mendelssohn-Bartholdy, ein beeindruckend tiefschürfender Talentbeweis.

Dann Mozarts Rondo K. 373, mit Klitzkadenz und herzigem Knabenjubel, eigentlich ein bißchen zu klein für den Geiger Frank Peter Zimmermann.

Zusammen mit seiner Nachnamensvetterin konnte er nach der Pause demonstrieren, was in ihm steckt. Geige und Bratsche fallen einander kunstvoll ins Wort in Mozarts pathetisch verhangener Sinfonia Concertante K. 364; elegischer Wechselgesang in Es-Dur, zurückhaltend dramatisch unterstrichen vom Orchester.

Der Geiger spielte mit viel Vibrato und ein paar Portamenti, brillant und makellos intoniert – als hätten die Postkutschen schon Servolenkung gehabt. Unromantischer das Spiel der Bratschistin. In den zugegebenen Variationen auf ein Händelthema (von einem gewissen Halversson) begeisterten beide im virtuos funkelnden Ineinander sämtlicher Stricharten.

Witz meets Perfection.

Stefan Siegert

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