piwik no script img

Unterm Strich

Der diesjährige Büchnerpreis, mit 60.000 Mark dotiert, ist am Samstag in Darmstadt an Sarah Kirsch gegangen. Die Lyrikerin verbinde ihre „Genauigkeit des Blicks“ mit einer „beflügelnden Kraft des Wünschens“, wie es von Seiten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung heißt. Der Kritiker Rolf Michaelis eröffnete seine Laudatio mit einer Attacke auf das „Unsozialjahr 1996“, das von „Ausbeutung der Kranken“ und Teilnahmslosigkeit gegenüber den Arbeitslosen gekennzeichnet sei. Sarah Kirsch habe sich in ihren „trotzigen Elegien“ immer als wache und kritische Beobachterin ihrer Zeit gezeigt, so Michaelis. „Ihre Liebes- und Naturgedichte müssen zugleich politisch gelesen werden.“ Die derart Gelobte dankte, unterließ in ihrer Rede aber jede konkrete politische Äußerung. Den nüchternen Beobachtern von dpa zufolge geriet die Ansprache zu „einem Reigen lyrischer Bilder“, mittels derer Kirsch das Wesen des Poetischen als Versuch, das Unsagbare zu sagen, zu fassen versuchte. „Ich arbeite von der Natur, ich bin eine Sternbändigerin“, so Kirsch. Mit dem Bekenntnis, „heute gänzlich gedankenfaul“ zu sein, verließ sie unter langanhaltendem Beifall das Rednerpult. Sarah Kirsch ist seit 16 Jahren die erste Frau, die mit dem Büchnerpreis ausgezeichnet wurde.

Der US-Milliardär Kirk Kerkorian hat zum drittenmal die Metro-Goldwyn-Mayert-Studios in Hollywood gekauft. Zusammen mit MGM-Chef Frank Mancuno und dem australischen Medienunternehmen Seven Network erwarb Kerkorians Firma Tracinda am Donnerstag die Filmgesellschaft von der französischen Bank Credit Lyonnais für 1,3 Milliarden Dollar. Seit dem Neustart von MGM vor drei Jahren sind einige Filme mit erklecklichem Erfolg gelaufen, darunter „Stargate“ und der jüngste James Bond. Der 79jährige hatte MGM bereits 1969 und 1986 gekauft – und jeweils mit Gewinn wieder verkauft.

Der britische Architekt Gareth Pearce hat seinen niederländischen Kollegen Rem Koolhaas wegen eines angeblichen Plagiats bei einem Gericht in London verklagt. Pearce wirft Koolhaas vor, den Entwurf für die Anfang der 90er erbaute Kunsthalle in Rotterdam von ihm geklaut zu haben. Vorlage soll der Entwurf für ein Gemeindehaus in London gewesen sein. Koolhaas bestreitet alles. Er habe „in keiner Weise vom

Werk des Herrn Pearce Gebrauch gemacht“, teilte sein Büro am Freitag mit. Rotterdam hält sich raus, andere niederländische Architekten haben Pearce' Anwürfe als „Unsinn“ eingestuft, von Cees van Damm einmal abgesehen, der in der Tageszeitung De Volkskrant den allgemeinen Usus folgendermaßen beschrieb: „Ich habe es erlebt, daß andere Elemente aus meinem Werk verwendet haben. Aber ich sehe das als Kompliment. Manchmal denke ich sogar: Hübsch gemacht!“

Der Münchner Althistoriker Christian Meier ist neuer Präsident der Akademie für Sprache und Dichtung. Der 67jährige wurde während der Herbsttagung der Akademie am Freitag in Darmstadt zum Nachfolger von Herbert Heckmann gewählt, der der Sache nach 14 Amtsjahren müde war und nicht mehr kandidierte. Meier hat angekündigt, die Akademie werde sich unter seiner Führung „mehr mit gesellschaftlichen Themen befassen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen