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Die Qual der Wahl in Japan

Nach einer Umfrage des halbstaatlichen Fernsehsenders NHK unter 100.000 Wahlberechtigten hatten 48 Prozent der Befragten in der vergangenen Woche kein Interesse an den Parlamentswahlen. Nur 58 Prozent wollen wählen gehen.

Die wichtigsten Parteien, die sich am kommenden Sonntag zur Wahl stellen, sind:

1. Die „Liberaldemokratische Partei“ (LDP). Sie wurde 1955 gegründet und regiert seither mit einer Unterbrechung von elf Monaten, zuletzt in einer Koalition mit den Sozialdemokraten. Die LDP ist konservativ und unternehmerorientiert und hat ein ambivalentes Verhältnis zu Japans dunkler Vergangenheit.

2. Die „Sozialdemokratische Partei“ (SDP) war bis 1993 die größte Oppositionspartei und droht am kommenden Sonntag ihre Bedeutung vollkommen zu verlieren. Das politische Rückgrat der Sozialdemokraten ist gebrochen, seit sie 1994 einer Koalition mit der LDP beitraten, um erstmals den Premierminister stellen zu können.

3. Die größte Oppositionspartei ist seither die „Neue Fortschrittspartei“ (NFP) unter Führung des ehemaligen Liberaldemokraten Ichiro Ozawa. Der neoliberale Ozawa ist Japans schillerndster Politiker, aber im Volk unbeliebt. Wichtigstes Wahlversprechen der NFP: der Verzicht auf eine Konsumsteuererhöhung.

4. Die fehlende Dynamik in der Opposition ermöglichte Ende September die Gründung der „Demokratischen Partei Japans“ (DPJ). Ihr Programm besteht aus einem Mann: Gesundheitsminister Kan, der den japanischen Aids-Blutkonserven- Skandal aufdeckte. Die DPJ setzt auf medienwirksame, jüngere Politiker, die die städtischen Wechselwähler ansprechen sollen. Sie gilt als der wahrscheinlichste Koalitionspartner der LDP. Georg Blume

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