■ Querspalte: Kinder? Küche? Karriere!
Frauen sind selber schuld, daß sie keine Karriere machen, erkannte Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) auf der Münchner Tagung „Frauen als Wirtschaftsfaktor in Europa“. Wer einen klassischen Frauenberuf wie Friseurin, Verkäuferin, Arzthelferin oder Bürokauffrau wähle, dürfe sich über mangelnde Aufstiegschancen nicht beklagen. Wirtschaft und Schulen, rät der freidemokratische Minister, müßten Frauen andere berufliche Werdegänge schmackhaft machen. Wie wäre es denn mit Friseur, Verkäufer, Arzthelfer oder Bürokaufmann? Schon ist der Karriereknick behoben!
„Karrierefeindliche Entscheidungsmuster“, so Rexrodt weiter, ließen auch die studierenden Frauen bei ihrer Bevorzugung von Sprach- und Sozialwissenschaften erkennen. Stimmt: Der Dax braucht keine Übersetzerinnen, die Börsenkurse verweigern sich jeglicher sozialpädagogischer Einwirkung, und wer eine politische Karriere einschlagen will, sollte statt Hauswirtschaftslehre lieber Diätik und statt Französisch lieber Kurse in Neuhohlsprech belegen.
Zum Glück, führt der Minister aus, komme die technische Entwicklung den Interessen von Frauen und Unternehmen entgegen. Teleheimarbeit werde bald ein fester Teil des Arbeitsmarktes sein und den Frauen ermöglichen, Familie und Beruf ohne Schwierigkeiten miteinander zu vereinbaren.
Welch ein idyllisches Familienbild entsteht vor unseren Augen: Statt sich durch verschissene und verregnete Stadtparks zu quälen, gehen Mutti und Baby im Internet spazieren. Statt stundenlang den Kochlöffel zu schwingen, klickt Mutti das Computermenü an. Und das Beste, Rexrodt hat's versprochen: Mutti muß nur lange genug am Bildschirm arbeiten, dann wird sie Nobelpreisträgerin oder Daimler-Benz-Chefin oder Bundeskanzlerin. Einfacher als ein Bankeinzug! Automatisch! Kinderleicht! Chipkarte reingesteckt und, tschummmmmmmm!, durch die Rexrodelbahn in die Siegerkurve. Ute Scheub
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen