Metaller auf der Straße

■ Aktionstag: In Bayern demonstrierten 120.000 für die volle Lohnfortzahlung

München (dpa/taz) – Für eine einheitliche Lösung der vollen Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sind gestern in Bayern die Metaller auf die Straße gegangen. Mehr als 120.000 Mitarbeiter aus 500 Betrieben hätten zeitweise die Arbeit niedergelegt, sagte Ludwig Huber, Gewerkschaftspressesprecher, gegenüber der taz. Die Aktionen liefen mit Schwerpunkt in Nürnberg und Ingolstadt.

Die IG Metall drohte mit Streiks, falls es zu keiner Einigung komme. Arbeitgeber warfen der Gewerkschaft vor, mit ihren Protesten eine Lösung zu erschweren. Nach dem Auftakt der IG-Metall- Aktionen in Bayern sind für die kommenden Tage weitere Proteste in anderen Bundesländern geplant. „Durch eine gekürzte Lohnfortzahlung werden nicht die Blaumacher, sondern schwerkranke oder alleinverdienende Beschäftigte getroffen“, sagte die bayerische SPD-Chefin Renate Schmidt auf einer Kundgebung in Nürnberg. Vor 15.000 Demonstranten der Audi AG in Ingolstadt sagte Werner Neugebauer, Bezirksvorsitzender der IG Metall: „Die Gewerkschaften wollen keinen Arbeitskampf, aber wenn am Verhandlungstisch keine Lösung herbeigeführt wird, kann es zu Streiks kommen.“ Notfalls werde man nach dem 28. Februar ebensolange streiken wie die Kollegen vor 40 Jahren in Schleswig-Holstein. Ein Aufruf zu Streiks ist wegen der Friedenspflicht derzeit nicht möglich. Frist hierfür ist Ende Februar, ein Monat nach dem Auslaufen der kürzlich gekündigten Manteltarifverträge für die rund 650.000 Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie. Wenn mit der Lohnkürzung im Krankheitsfall ein Mißbrauch bekämpft werden solle, der bei lediglich 0,1 bis 0,2 Prozent liege, müßten nach derselben Logik den Arbeitgebern pauschal die Steuern erhöht werden, sagte Neugebauer. „Schließlich gibt es auch einige Arbeitgeber, die Steuern hinterziehen.“ Die Arbeitgeber warfen der IG Metall „verantwortungsloses Handeln“ vor, wenn sie zu rechtswidrigen Arbeitsniederlegungen aufrufen sollten. roga