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Shell ändert sein Statut

■ Beachtung der Menschenrechte wird womöglich in Grundsätze aufgenommen

Berlin (taz) – Shell tritt die Flucht nach vorne an. Ein Jahr nach der Hinrichtung des nigerianischen Menschenrechtlers und Führers der Ogoni-Minderheit Ken Saro-Wiwa gab der für seine Aktivitäten in Nigeria vielfach gescholtene Ölkonzern eine mögliche Änderung seiner Unternehmensstatuten bekannt. Die Aufnahme einer Menschenrechtsklausel wird erwogen. Bereits Ende Oktober haben Gespräche darüber mit amnesty international und Pax Christi stattgefunden. Ihre Vertreter rechnen damit, daß vielleicht schon auf der Ende des Jahres anberaumten nächsten Sitzung die neuen Firmenstatuten vorgestellt werden.

Die Shell-Statuten von 1976 werden zur Zeit überarbeitet. Sie sind das, was den weitverzweigten britisch-niederländischen Konzern mit seinen weit über hundert unabhängig operierenden Töchtern zusammenhält, sagte ein Sprecher von Shell International in London. Sie verpflichten die Manager zum Beispiel, keine Bestechungsgelder anzunehmen, sich an die lokalen Gesetze zu halten und Verantwortung gegenüber Aktionären, Kunden, Angestellten und der Gesellschaft des jeweiligen Staates zu üben. Ebenfalls in den Statuten enthalten ist die strikte Nichteinmischung in die Politik des Gastlandes. Diese Regel könnte nun im Hinblick auf die Menschenrechte geändert werden.

Amnesty lobte in einem Bericht, daß Shell als einziger in Nigeria operierender Ölkonzern überhaupt über das Thema verhandelt. Die anderen, darunter Elf Aquitaine oder BP, „verstecken sich und hoffen, daß die öffentliche Aufmerksamkeit sich allein auf Shell konzentriert“, kommentiert John Lunn, Afrikaexperte bei amnesty. Doch hält sich seine Begeisterung über die Shell-Ankündigung in Grenzen: „Worte allein genügen nicht.“ Shell müsse beispielsweise aktiv Einfluß auf die nigerianische Regierung nehmen, um zu verhindern, daß 19 weitere inhaftierte Ogoni wie Saro-Wiwa hingerichtet werden. Auch müsse verhindert werden, daß die Waffen, die der Konzern der nigerianischen Polizei kaufte, für Menschenrechtsverletzungen eingesetzt werden. lieb

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