: Der Neue fordert Khan
■ German-Masters-Sieger Power bringt Bewegung in die Squash-Weltspitze
Nürtingen (taz) – An den beiden Finaltagen war es dann doch noch ausverkauft, das Turnier um die „3. International German Masters“ im Squash im schwäbischen Nürtingen. Mit rund 500 ZuschauerInnen war die Theodor-Eisenlohr-Halle voll besetzt. Mehr Menschen sind halt schwierig rund um einen Squash-Court zu plazieren, auch wenn dieser aus Glas ist und die Spieler von allen vier Seiten beobachtet werden können. Zu erleben gab es eine kleine Sensation: Jonathan Power (22) aus Toronto, der als ungesetzter Spieler nur über die Qualifikation ins Hauptfeld aufgerückt war, ist der grinsende Sieger des Profi-Feldes.
Schon das Halbfinale gegen den Weltranglistenachten Mark Chaloner war sehenswert. Power begreift Squash tatsächlich noch als Spiel und ist weit entfernt von den stundenlangen Sicherheitsbällen des Weltranglistenersten und siebenfachen Weltmeisters Jansher Khan (Pakistan). Nach leichtem Rückstand im ersten Satz, war er nicht mehr zu bremsen, spielte alle Bälle mit vollem Risiko – und entnervte seinen Gegner zusehends.
Binnen kurzer Zeit ging es Chaloner wie vor ihm schon dem Weltranglistensechsten Del Harris im Viertelfinale – er kam einfach nicht mehr in die Offensive und unterlag 0:3. Zu raffiniert sind die Schläge, mit denen Power seine Opponenten ein ums andere Mal verlädt. „Die anderen Spieler kennen halt seine Tricks noch nicht“, kommentiert ein Schiedsrichter die Aktionen des neuen Mannes an der Weltspitze. Dabei hat der Junge, der seit seinem siebten Lebensjahr im Squashcourt steht, immer noch einen Scherz auf den Lippen und unterhält das Publikum, indem er die Schiedsrichter veräppelt. Kein Wunder, daß in Nürtingen alle nur noch über Jonathan Power redeten – der ist ein geborener Publikumsliebling. Sein Gegner im Finale war Simon Parke (24). Der Engländer, seit geraumer Zeit in den Top ten des Squash vertreten, hatte Anfang des Jahres eine Krebsoperation mit anschließender Chemotherapie zu überstehen – und glänzte in diesem Turnier nicht erst dadurch, daß er im Halbfinale den Turnierfavoriten und Weltranglistenzweiten Rodney Eyles 3:1 schlug.
Im Finale hatte er nach einer kurzen Führung im ersten Satz dem Ansturm Powers nichts mehr entgegenzusetzen. Power hetzte Parke durch alle Ecken des Glaskastens, verwandelte seinerseits selbst schwer zu spielende Verteidigungsbälle in unerwartete Offensivschläge, so daß ZuschauerInnen und Gegner nur noch be- und entgeistert den Kopf schüttelten. Power holte sich schließlich in drei glatten Sätzen den Turniersieg und 10.000 Dollar Siegerprämie.
Mit Jonathan Power kommt Bewegung in die Weltrangliste – er dürfte nach diesem Sieg in die Top ten aufgestiegen sein, und wenn er so weiterspielt, steht seinem nächsten Ziel, Jansher Khan zu schlagen, womöglich bald nichts mehr im Wege. Er selbst ist überzeugt, den Weltmeister besiegen zu können: „Der braucht das mal“, sagte er und ballte die Faust. „It's so easy, guys!“ rief er den Schiedsrichtern entgegen, als die bei einem Ballwechsel nicht glauben wollten, daß er ohne Behinderung durch den Gegner noch an den Ball gekommen wäre. Er macht einen großen Schritt, ist am Ball – und grinst. So einfach ist das. Bernd Pickert
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