Kommentar: Rechter Riesenzwerg
■ Über die Wucht rechter Karrieren
Markus Privenau als Vorsitzender der Jungen Nationaldemokraten, gedeckt von der NPD-Spitze – leicht vorzustellen, wie so eine Nachricht aufgenommen wird. Reichlich Futter für all diejenigen, die hinter jedem Besäufnis von zwei rechtsextremistischen Gernegrößen die große rechte Einheitsfront vermuten. Es geht wahrhaftig nicht darum, die rechte Szene zu verharmlosen. Es geht um eine nüchterne Einschätzung.
Privenau und seine Handvoll Anhänger vollziehen nämlich lediglich das, was seit Monaten bundesweit zu beobachten ist. Neonazis übernehmen Stadt für Stadt die Strukturen der vergreisten und maroden NPD. Nachdem durch Partei- und Organisationsverbote und manche Inhaftierung die Bindungen der Szene lockerer geworden sind, träumen sie jetzt wieder von einer festen Organisation. Die muß – klar – mit Argusaugen beobachtet werden. Nur, ob mit seinem Parteiposten dem im Rekrutieren notorisch erfolglosen Privenau die Massen nachlaufen werden, das ist doch arg zweifelhaft. Und, jede Wette, jetzt wird sich ein altes Muster wiederholen: Auf nichts kann man sich mehr verlassen, als auf den Haß der Rechten aufeinander. Wenn einer auftaucht, der lesen und schreiben kann, dann ist er der geborene Konkurrent für den aktuellen Führer. Privenau wurde zum rechten Riesenzwerg gewählt. Kein Grund zur Verharmlosung – aber auch keiner zur Dramatisierung. Jochen Grabler
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