: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Alles nur Tarnung D 1996, R: Peter Zingler
„Nach bewegten und pensionierten Männern dürfen wir nun Altstar Mario Adorf und Jungmime Ben Becker als inhaftierte Männer bestaunen, die der Zufall als Vater und Sohn in eine Zelle gesteckt hat. Der Sprößling hält seinen Rabenvater für den größten Gangster seit Al Capone und muß bald feststellen, daß er mit dieser Meinung so ziemlich allein steht... Wer gedacht hat, daß ,Workaholic' und ,Weibsbilder' nicht mehr an Einfalt zu überbieten sind, sieht sich nun eines besseren belehrt... Die Story läßt sich leichterhand der Sparte Schwachsinn zuordnen, die Darsteller übertreffen sich an Unfähigkeit, und die Witzchen sind so abgestanden, daß sie das Haltbarkeitsdatum um mindestens 20 Jahre überschritten haben.“ (Albert Baer, Bremer) UT-Kinocenter, Ufa-Palast
Als Lachen noch Trumpf war R: diverse
Stummfilme von und mit Charlie Chaplin, Buster Keaton und anderen Kino 46
Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans
„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voll Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik, die sich über 50 Jahre erstreckt. Und wie die Jahreszeiten fliegen auch die diversen Schicksale der Figuren vorbei: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Und immer geben starke Frauen, die auch ihre Schwächen haben, den Ton an. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft. Für ihre matriarchale Utopie erhielt sie in diesem Jahr den Oscar in der Kategorie ,bester fremdsprachiger Film'“. (Bremer) Atlantis und Casablanca (Ol)
B
Beaumarchais - Der Unverschämte F 1996, Edouard Molinaro, D: Fabrice Luchini, Manuel Blanc, Sandrine Kiberlain
„Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais (1732-1799) war ein erstaunlicher Mann. Uhrmacher und Erfinder, Glücksritter und Frauenheld... Bis heute hat niemand vermocht, ein stimmiges Bild des ungewöhnlichen Erfolgsmenschen Beaumarchais zu zeichnen. Erklärungen für die Geheimnisse und Widersprüche hat auch Molinaro nicht. Sein Film beruht auf einem Theaterstück von Sacha Guitry. Molinaro fügt temporeich und musikalisch beschwingt einige markante Szenen aus dem Leben von Beaumarchais aneinander. Es entsteht dabei kein um historische Zuverlässigkeit bemühtes Portrait des Tausendsassas, wohl aber ein überzeugendes Stimmungsbild einer Gesellschaft, die in Bewegung geraten ist. Personifiziert ist diese Bewegung in Beaumarchais, dem rastlosen Helden. Der unbedingt sehenswerte Fabrice Luchini spielt ihn facettenreich und immer spannend... Beaumarchais besticht durch schöne Bilder und hervorragende Schauspieler.“ (Detlef Kühn - epd-Film) Cinema
Die Bettlektüre Großbritannien/Niederlande/Frankreich 1996, R: Peter Greenaway, D: Vivian Wu, Ewan McGregor
„Das erotische Universum der jungen Japanerin Nagiko wird bestimmt von der Suche nach demjenigen, der ihren Luxuskörper am perfektesten mit kaligraphischen Zeichen bemalt. Bis sie in Hongkong einem englischen Übersetzter begegnet, der sie dazu inspiriert, fortan die Männerkörper als Schreibunterlage zu benutzen. Virtuos läßt der Regisseur verschiedenen Bildebenen und Stile aufeinandertreffen. „Die Bettlektüre“ ist dabei weniger überladen als seine letzten Filme. (tip) Atelier
Bound - Gefesselt USA 1996, R: Andy und Larry Wachowski, D: Jennifer Tilly, Gina Gershon
„Heutige Filmemacher imitieren und variieren mit einer derartigen Begeisterung den film noir. Während fast alle aus dem Schaum der Filmgeschichte geborenen Thriller sich in ihrem Zitiereifer totlaufen, schafft es „Bound“, die Stimmung von damals in Story und Stil von heute aufleben zu lassen. Er ist, was Kamera und Ausstattung angeht, durch und durch artifiziell, aber er ist auch immer spannend - und ebensowenig wie einer der alten Gangsterfilme darauf aus, Kunst auf die Leinwand zu hieven. Ganz selbstbewußt zeigt der Film, wo es Parallelen zu seinen Vorbildern gibt, wo aber auch Abweichungen. Die raue Corky etwa wäre ein wunderbarer Part für Barbara Stanwyck gewesen. Doch die hätte nie eine bekennende Lesbe dargestellt. Das wäre viel zu gefährlich für ihrer Karriere gewesen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast
Breaking the Waves Dänemark 1996, R: Lars von Trier, D: Emily Watson, Stellan Skarsgard, Udo Kier
„Verankert in einem tiefen Humanismus, ist ,Breaking the Waves' ein Film, der in Emotionen schwimmt, und von den Wellenbrechern der Frustration hin und her geworfen wird. Zugleich wirkt der Film fast abweisend dadurch, daß er so Vieles offenbart. Der genaue Blick auf den Verfall von Bess ist zum Teil so schmerzhaft, wund und schockierend, daß man manchmal einfach nicht mehr hinsehen kann - besonders weil Emily Watsons Darstellung, in der sie sich auf der Leinwand auszuleeren scheint, so intensiv und glaubwürdig ist.“ (Sight and Sound) Cinema
C
Costa Brava Spanien 1995, R: Marta Balletbò-Coll
„Komische Romanze zwischen einer israelischen Seismologin und einer Spanierin, die als Performancekünstlerin, Reiseleiterin und Drehbuchschreiberin tätig ist. Vor dem ersten Kuß müssen erst ein paar Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden. Der köstliche Kuß ist indes noch nicht das Ende aller Probleme und aller Komik: Die eine tut sich schwer mit ihrem Coming out am Arbeitsplatz; die andere will die Aufführung ihres Theater-Monologs über das Coming out einer Hausfrau durchsetzen. Wer von beiden hat da noch Zeit für den Abwasch?“ (Bremer) Kino 46
D
D.N.A. - Die Insel des Dr. Moreau USA 1996, R: John Frankenheimer, D: Marlon Brando, Val Kimer
„Die spöttische Überheblichkeit, mit der Marlon Brando seinen Part als verrückter Gen-Manipulator und selbsternannter Gott seiner Insel spielt, machen seine wenigen Auftritte zu den einzigen sehenswerten Momenten des Films... Denn wie seinem Protagonisten Dr. Moreau geriet Frankenheimer sein Experiment, einen zeitgemäße Version des vor genau 100 Jahren veröffentlichten Science-Fiction-Klassikers von H.G. Wells, spektakulär außer Kontrolle... Aber was ist so schlimm an ,D.N.A.'? Zunächst, daß Frankenheimer den sattsam bekannten Plot spannungsfrei und ohne jede Selbstironie inszenierte. Viel fataler ist allerdings, daß ihm seine Fantasy-Geschichte stellenweise in nackte Peinlichkeit entgleitet.“ (Cinema) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
F
Fargo D: USA 1995, R: Joel Coen, D: Frances McDormand, Steve Buscemi
„Amerika sieht manchmal aus wie Sibirien. in der pechschwarzen Kriminalkomödie „Fargo“ von den Coen Brothers könnte man fast schneeblind werden - so eisig, weiß und leer ist hier die Winterlandschaft von Minnesota. Die Landeier im tiefsten amerikanischen Hinterland werden von den Coens mit dem gleichen boshaften Witz beschrieben wie die texanischen Rednecks in ihrem Debüt „Blood Simple“. An diesen frechen Film über inkompetente Gangster, denen ihre verbrecherischen Pläne schnell über den Kopf wachsern, schließt „Fargo“ direkt an. Ein kurz vor dem Bankrott stehender Autohändler läßt selber seine Frau entführen, aber die beiden dazu angeheuerten Gangster gehen den Auftrag extrem ungeschickt und brutal an. Vom Blutbad wird dann auf Marge geschnitten, eine hochschwangere Polizistin, die mit dicken Fausthandschuhen und Pelzmütze bewaffnet, den Fall so stur und unaufhaltsam löst wie eine mütterliche Version von Columbo. (hip) Schauburg und Casablanca (Ol)
Fear - Wenn Liebe Angst macht USA 1996, R: James Foley, D: Mark Wahlberg, Reeses Witherspoon
„Der Streit um eine Tochter „aus gutem Hause“ zwischen ihrem „treusorgenden“ Vater und ihrem „asozialen Freier“ eskaliert zum brutalen Kleinkrieg in diesem gut gespielten und psychologisch glaubwürdig in Szene gesetzten Beziehungsdrama über Eifersucht und große Liebe. Interessant nicht nur für Teenager, sondern auch für viele Väter.“ (tip) UFA-Stern
Fisch & Chips Großbritannien 1996, R: Stephen Frears, D: Colm Meaney, Donal O'Kelly
Jetzt ist nach ,The Commitments' und ,The Snapper' auch der letzte Teil von Roddy Doyles Trilogie über das Leben in dem Dubliner Vorort Barrytown verfilmt worden: wieder von Stephen Frears und wieder mit Colm Meaney als arbeitslosem Papa. Diesmal versucht er einen klapprigen Wohnwagen zu einer Imbißbude aufzumöbeln und hofft damit das große Geld zu machen, während die irische Nationalmannschaft in der Fußballweltmeisterschaft gegen die englischen Erzfeinde versucht, sich für alle verlorenen Schlachten der letzten Jahrhunderte zu rächen. Es gibt wohl weit herum sonst keinen Roman und keinen Film, der so nah, so genau und so witzig diese Kollektive selbstbesoffener Sportbegeisterung als ein Stück exemplarischer Sozialgeschichte beschreibt: die Nationalmannschaft als Garant der eigenen Größe und Identität. Für Typen mit der Spielstärke von Doyle & Frears & Meaney ist es eben doch nur ein Heimspiel, ein allzu leicher Sieg.“ (Der Spiegel) City
Flucht aus L.A. USA 1996, R: John Carpenter, D: Kurt Russell, Stacy Keach, Steve Buscemi
„John Carpenter hat im Drehbuch versucht, eine milde politische Satire mit etwas hippen Nihilismus zum Ende des Jahrtausends zu entwickeln. Aber auf halben Weg hat er sich dann darauf besonnen, daß er all den Teenagern, die sich solche Filme ansehen, ihre hohe Dosis an Actionszenen verpassen mußte. Und so versinken ein paar gute Ansätze in einem weiteren Computerspiel mit vielen Schießereien, Verfolgungsjagden und Special Effekten.“ (Christopher Tookey) City, UFA-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Frisk USA 1995, R: Todd Verow
Dennis ist fasziniert von gewalttätigen Sex-Praktiken. Drogenberauscht läßt er sich treiben von Kifferparties zu Begegnungen im Motelzimmer, triff Sadisten und Stricher. In Briefen schildert er Mordgelüste und verfällt dabei immer mehr seinen mordlüsternen Phantasien. „,Frisk' ist ein mutiger Film, der die Gewalt ad absurdum führt und in dem Menschen eigentlich nur noch als Kulisse dienen. Es ist immer wieder heftig, wie da geschlachtet wird... Wie viele der Jungs Dennis tatsächlich getötet hat und wie viele in seiner Phantasie dran glauben mußten, das spielt am Ende gar keine Rolle.“ (Armin Coerper, tip) Kino 46
From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Harvey Keitel
„Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielt zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Die letzten 40 Minuten wird nur noch herumgeballert, gebissen und geschrien. Und so hofft man auf möglichst baldiges Morgengrauen.“ (hip) Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
G
Die Geschichte vom Spitfire Grill USA 1995, R: Lee David Zlotoff, D: Alison Anderson, Ellen Burstyn, Will Patton
„In der Anlage ein schöner, wenn auch nicht eben origineller Film über eine Frauenfreundschaft, indem jedoch vieles zu dick aufgetragen wurde. Zlotoffs Regiedebüt bietet zuviel weißen Abschaum und goldenen Herbstlaub, zuviel Melodrama und dunkle Geheimisse, vor allem jedoch: viel zuviel von James Horners süßlicher Musik.“ (tip) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol) und Apollo (Whv)
Girl's Shorts GB 1995, R: Kim Longinotto
Kurzfilmnacht beim diesjährigen schwul-lesbischen „queerfilm-Festival“ - ein ungewöhnlicher Blick auf Geschlechter-Stereotypen. Kino 46
Glimmer Man USA 1996, R: John Gray
„Ein Serienkiller versetzt Los Angeles in Angst und Schrecken. Weil die Polizei mit ihren Ermittlungen nicht vorankommt, fordert sie den New Yorker Detective Jack Cole an, der sich hervorragend in den Denkweise von Kriminellen hineinversetzen kann. Dann macht er eine schaurige Entdeckung am aktuellen Tatort: Die Ermordeten sind seine Ex-Frau und ihr jetziger Ehemann.“ (Verleih) UT-Kincenter, Ufa-Palast
Das Gold der Elfen - Aran D 1977, R: Helmut Kopetzky und Peter Wehage
„Helmut Kopetzky stellt den Mythos um den Dokumentarfilmer Robert Flaherty und sein legendäres Werk ,Die Männer von Aran' der Realität gegenüber, so wie er sie auf den Aran-Inseln erfuhr: und es zeigte sich, daß die Film-Realität mit der historischen Realität kaum etwas gemeinsam hatte... Die beiden Berliner Filmemacher wollen mit dem ,Gold der Elfen' keine ,Denkmalsdemontage' betreiben.'“ (Klaus Wienert, Tagesspiegel) Kino 46
Der Goofy-Film USA 1996, R: Kevin Lima
„Er war immer der feinste Kerl in der Disney-Familie, deshalb heißt er auch Goofy, was auf deutsch so viel wie ,dämlich' bedeutet. 64 Jahre nach seiner Erfindung ist der liebe Trottel nun Held eines Zeichentrickfilms. Goofy, ein alleinerziehender Vater, ist in Sorgen um seinen pubertierenden Sohn Max: Der Schulleiter hält den Teenageer für ein gefährliches Gangmitglied. Das stimmt zwar nicht, aber der erschrockene Vater beschließt, mit Max nach Idaho zum Angeln zu gehen. Vater und Sohn erleben allerhand Abenteuer in diesem Roadmovie, doch die sind alle, wie sollte es anders sein, reichlich goofy. Natürlich ist der Film trotzdem pädagogisch wertvoll, besonders für alleinerziehende Männer, die am klassischen Vater-Sohn-Konflikt arbeiten wollen.“ (Der Spiegel) City, Solitaire (Westerstede)
Gritta von Rattenzuhausbeiuns DDR 1985, R: Jürgen Brauer
„Episoden aus dem Leben der 13jährigen Gritta und ihres Vaters, eines verarmten Schloßbesitzers und Erfinders einer ,Thronrettungsmaschine'. Kinderfilm aus der DDR mit heiter-witzigen Einfällen. Eine abwechslungsreiche, phantasievolle Unterhaltung, die nur in einer Sequenz Vorurteilen erliegt.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
H
Hustler White USA/D 1996, R: Bruce LaBruce
„Auf meine Anfrage hin hat mir Bruce eine Rohschnittfassung seines neuesten Werkes ,Hustlers White' mit FedEx zugeschickt. Dafür hat mich dann der Inhalt entschädigt. Hatte ich vorher nur von den Dreharbeiten gehört, konnte ich nun endlich den Film sehen. Viel wußte ich schon von dieser neuzeitlichen Tod-in-Venedig-Geschichte, aber als ich die ersten Bilder sah, verschlug es mir die Sprache. Bruce ist göttlich, und als dann Tony Ward ins Bild kommt, schmolz ich dahin.“ (Morgenthau, Rundbrief Film) Kino 46
I
Independence Day USA 1996, R: Roland Emmerich, D: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum
„Emmerich und seine drei Drehbuchschreiber bedienten sich unverfroren und geschickt bei den Erfolgsrezepten aus früheren Blütezeiten des Genrekinos... Emmerich ist immernoch ein recht simpler Erzähler, der ohne jede Ironie zitiert, im Finale so viel wie möglich herumballert und am liebsten an seinen Spezialeffekten herumbastelt. Aber all das verselbstständigt sich diesmal nicht wie in seinen früheren Filmen, sondern wird durch ein smartes Drehbuch und die durchweg erstklassigen Schauspieler veredelt. Gerade Emmerichs Naivität ist vielleicht der Grund, warum ,Independence Day' in den USA solch ein sensationeller Erfolg ist.“ (hip) Europa, Wall- und Ziegelhof-Kino (Ol), Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Irren ist männlich Deutschland 1995, R: Sherry Hormann, D: Herbert Knaup, Corinna Harfouch
„Warum sehen deutsche Komödien immer aus, als seien sie dem „Schöner Wohnen“-Sonderheft „So mache ich mehr aus meiner 200-qm-Wohnung“ entnommen ? Alles ist teuer und „tres chic“, und am Ende steigt man in sein neues Mercedes-Cabrio. So auch in dieser platten Vaterschaftskomödie um eine haarsträubende, konstruierte Verwechslungsgeschichte, die kein Klischee einer „Deutschen Komödie“ ausläßt und talentierte Darsteller wie Herbert Knaup, Axel Milberg und Richy Müller als „Väter der Klamotte“ mißbraucht.“ (V. Bleek) Cinema, Schauburg, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkino (Ol) und Muwi-Filmkunst (Ol)
J
Die Jury USA 1996, R: Joel Schumacher, D: Metthew McConaughey, Sandra Bullock
„Dies ist ein wirklich merkwürdiger Film! Der Roman von John Grisham, auf dem er basiert, handelt vom Prozeß gegen einen Schwarzem, der die beiden Weißen erschoßen hat, die seine Tochter vergewaltigt haben. Nun ist dies nicht gerade ein allzu polpulärer Stoff, und die Filmemacher haben sich mit einer ganzen Reihe von Subplots aus diesem Dilemma herausgeschummelt. Sie erzählen nun in erster Linie von dem netten, smarten Anwalt, der den Angeklagten verteidigt.. Außerdem ist der Film längst nicht so liberal, wie er vorgibt. Die Rassenfrage wird darauf reduziert, daß es ganz in Ordnung ist, wenn ein Schwarzer sich mit einer Waffe an den bösen Weißen rächt, und das ist dann doch etwas zu simpel.“ (Chris Tookey) City, UT-Kino und Wall- & Ziegelhofkino (Ol)
K
Kalle Blomquist - Sein schwerster Fall Schweden 1957, R: Olle Hellbom, D: Sven Almgrn, Leif Nilsson
„Neue Abenteuer des kindlichen Amateurdetekiv. Die fröhlichen Spiele von Kalle und seinen Freunden werden unterbrochen von aufregenden Ereignissen in einem alten Spukschloß. Spannend, psychologisch treffend und jugendlichen Interessen entgegenkommend. Nach einer Vorlage von Astrid Lindgren.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel
Kingpin USA 1996, R: Peter und Bobby Farrelly, D: Woody Harrelson, Bill Murray, Randy Quaid
„Nach 17 Jahren schlägt die Stunde der Rache für Roy (Woody Harrelson): Dem einstigen kommenden Bowling-Star wurde damals von einem gekränkten Kontrahenten (Bill Murray) die Wurfhand zermanscht. Jetzt setzt er mit dem aktuell aufsteigenden Bowling Star (Randy Quaid) zum Gegenschlag an. Komödie vom „Dumm und dümmer“-Team - manchmal witzig, oft eher dümmer.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
L
Last Man Standing USA 1996, R: Walter Hill, D: Bruce Willis, Bruce Dern, Christopher Walken
„Actionregisseur Walter Hill nahm sich Akira Kurosawas Klassiker „Yojimbo - der Leibwächter“ aus dem Jahre 1961 zum Vorbild und realisierte als Quasi-Remake seine Version vom Kampf bis zum letzten Mann. Dabei verdichtete er die Konventionen aus Gangster-, Western- und Samurai-Filmen und kleidete sie in das Gewand einer griechischen Tragödie. Und Bruce Willis überzeugt einmal mehr in der Rolle des einsamen und kaputten Helden.“ (D. Lackner) UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkino (Ol)
Die Legende von Pinocchio Deutschland/Großbritannien/Frankreich 1996, R: Steve Barron, D: Martin Landau, Udo Kier
„Die kleine Holzpuppe möchte so gerne ein richtiger Junge sein. und mit ein bißchen Hilfe von den „Muppet“-Puppenkünstlern um „Turtles“-Regisseur Steve Barron wurde dieser Klassiker der Jugendliteratur zu neuem Leinwandleben erweckt. Gut wie immer: Oscar Preisträger Martin Landau ('Ed Wood') als Gepetto.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkino (Ol)
M
Man of Aran GB 1932/34, R: Robert Flaherty
„Vor hundert Jahren hatten die Bewohner der Aran-Inseln auf haiähnliche Fische Jagd gemacht, denn der Fischtran war ein gutes Brennmittel für die Lampen. Als inkorrekter Romantiker und Poet beschloß Flaherty, die Vergangenheit zum Leben zu erwecken. Er holte Harpunen aus der Rumpelkammer, schaffte Instrukteure heran und lehrte die Helden seines Films, jene Pseudohaie zu fangen. Auf diese Art und Weise triumphierte in ,Die Männer von Aran' die Fabel über die Wirklichkeit. Und doch entstand ein schönes Filmpoem über den Kampf des Menschen mit der Natur.“ (Toeplitz, Die Geschichte des Films) Kino 46
Mikrokosmos Frankreich/Schweiz/Italien 1995, R: Claude Nuridsany, Marie Perennou
„15 Jahre Vorbereitung, drei Jahre Drehzeit, sechs Monate Schneiden von 80 Kilometer Filmmaterial haben sich gelohnt: „Mikrokosmos“ entführt in eine Zauberwelt voller Metamorphosen, in der Wesen über das Wasser laufen und Mücken wie Wassernympfen im Mondlicht flirren. Im Mittelpunkt der Naturdokumentation des französischen Forscherteams stehen die Insektenbewohner einer Wiese. Mit Hilfe von speziellen Kameras gelangen den Forschern ungewöhnliche Aufnahmen“ (Silke Schütze) UT-Kino, Schauburg, Casablanca (Ol)
Morocco USA 1930, R: Josef von Sternberg
Die junge Kabarettkünstlerin Amy Jolly (Marlene Dietrich) kommt nach Marokko. Bald ist Amy die Attraktion in der Hafenkneipe. Dort trifft sie Fremdenlegionär Tom Brown (Gary Cooper), der genauso einsam ist wie sie. Beide verlieben sich. Und: „Amy Jolly läßt sich zwra von Brown demütigen und opfert ihm ihre Unabhängigkeit, aber sich verzichtet zugunsten der Liebe auf Reichtum und Sicherheit. Die unausgesprochene Beredtheit, in der sie ihre Entscheidung trifft , und die außergewöhnliche Schönheit dieser Szene rufen so viel Vergnügen hervor, daß für lesbische Zuschauerinnen die Heterosexualität der von Marlene Dietrich verkörperten Figur irrelevant geworden sein mag.“ (Andrea Weiss, Vampires & Violets) Kino 46
N
Nessie - Das Geheimnis von Loch Ness Großbritannien 1995, R: John Henderson, D: Ted Danson, Joely Richardson, Ian Holm
„Ein geschiedener, dem Alkohol zuneigender amerikanischer Wissenschaftler erhält von seinem Chef eine letzte Chance: mit modernster Technik soll er in Schottland beweisen, daß das legendäre Ungeheuer Nessie nicht existiert. Die einfallslose Handlung diese Kinderfilms sorgt für anderthalb Stunden Langeweile. Nicht einmal die Landschaftsaufnahmen überzeugen.“ (tip) UT-Kinocenter
P
Paris was a Woman GB/USA/D 1995, R: Greta Schiller und Andrea Weiss
„Historiographisch interessiert sich dieser Film für die Frauen in der Kulturhauptstadt des beginnenden 20. Jahrhunderts: Die Schriftstellerinnen Gertrude Stein und Djuna Barnes, die Fotographin Gisèle Freund oder die Journalistin Jannet Flaneur, um nur einige zu nennen. Aus zeitgenössischem Film- und Fotomaterial sowie aus Interviews (wunderbar: Gisèle Freund) entsteht eine Collage, die ein harmonisches und romantizistisches Bild der weiblichen Existenzen an der ,rive gauche' entstehen läßt, an denen man selbst gern teilgenommen hätte.“ (Veronika Rall, FR) Kino 46
Per Anhalter durch die Galaxis R: Kult
Kult! Kult!! Kult!!! Modernes
Phenomenon USA 1996, R: Jon Turteltaub, D: John Travolta, Robert Duvall
„Einiges an diesem Film erinnert an die Denkart der von Travolta verehrten Scientology-Kirche. Das macht „Phenomenon“ trotz aller rührseligen Nettigkeit dann fast zum Ärgernis.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern
Pumuckl und der blaue Klabauter Deutschland 1994, R: Alfred Deutsch, D: Gustl Bayrhammer, Hans Clarin, Heinz Eckner, Wolfgang Völz
„Der deutsche Kinderfilm, so scheint's, hat in den letzten 20 Jahren keine Fortschritte gemacht. Die Geschichte und die Gags sind so konventionell wie ehedem, und die Protagonisten sind auch dieselben geblieben.“ (tip) Schauburg
T
Tender Fictions USA 1995, R: Barbara Hammer
Der Film „ist eine autobiographische Untersuchung und persönliches Portrait der homosexuellen Gemeinschaft. Barbara Hammer stellt die Hoffnungen ihrer bürgerlichen Familie der Entwicklung der eigenen Individualität gegenüber und erforscht so die Herausforderung, der sich Mitglieder der schwulen Gemeinschaft stellen müssen, um sich innerhalb der homogenen US-Gesellschaft einen Platz zu erobern....“ (Lisanne Skyler, Internationales Forum) Kino 46
Totally F***ed Up USA 1993, R: Gregg Araki
„Sie sind jung und ziellos, reden ununterbrochen und glauben so felsenfest an ihre Überzeugungen, wie man es nur mit 17 glauben kann... ,Totally F***ed Up', der vierte Film des schwulen Leinwandrevoluzzers Gregg Araki, ist wieder ein Billigstwerk, gedreht für 25.000 Dollar mit unbekannten Akteuren, einer winzigen Crew und Schweinwerfern, die gelegentlich von Autobattarien gespeist wurden... Die Sternchen des Titels stehen für ,Fucked', und das ist nichts weiter als eine Veralberung der US-Presse, die bis heute überwiegend die Etikette wahrt und schmutzige ,Four Letter Words' nicht durchbuchstabiert. Derartige Heuchelei straft Araki mit der Verachtung des Outlaws.“ (Susanne Weingarten, Spiegel-Extra) Kino 46
Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner
„Trainspotting war einmal ein Buch, das Theaterstück wurde und dann Film. Dieser fischt bevorzugt die komödienhaften Elemente aus dem Stoff heraus und treibt sie auf die Spitze. Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder ,Lebensgefühl'“ (taz) UFA-Stern und Casablanca (Ol)
Twister USA 1996, R: Jan De Bont, D: Bill Paxon, Helen Hunt
„Wirbelwunder von Jan De Bont. Wenn Stürmen ein Rüssel wächst, so die Filmlogik, dann haben Wolken ein Geschlechtsleben. Anders als einst im ,Zauberer von Oz' erzählen die Tornados aber keine Wundergeschichten: sie entstammen dem Computer und sind, trotz starker Ouvertüre, nach der dritten Wetterwarnung kaum spannender als der gewohnte Sturm im Wasserglas.“ (Der Spiegel) UFA-Stern, Apollo (Whv)
U
...und jeder sucht sein Kätzchen Frankreich 1995, R: Cedric Klapisch, D: Garance Clavel, Zinedine Soualem
„Dort, wo heute, einer Festung gleich, die Bastille-Oper steht und ihren mondänen Schatten ins uralte elfte Arrondissement wirft, war früher ein höchst lebendiges „quartier populaire“. Von dieser Verwandlung, von der Zerstörung und vom Wiedererstehen einer Stadt, erzählt der Debütfilm von Cedric Klapitsch, der zunächst ein teuerer Kurzfilm werden sollte und sich im Handumdrehen und mit Improvisationskunst in einen Low-Budget-Spielfilm verwandelt hat. Klapisch erzählt nur eine Geschichte von nebenan über eine Welt, die zu verschwinden droh, es gelingt ihm allerdings, mit einer Heerschar von Laiendarstellern gerade den dörflichen Geist der glitzernden Hauptstadt zu beschwören, der angeblich dem Untergang geweiht ist.“ (epd-Film) Gondel
V
Der verrückte Professor USA 1996, R: Tom Shadyac, D: Eddie Murphy, James Coburn
„ Murphy macht sich gnadenlos über seine eigenen schlechten Gewohnheiten lustig und wenn er dies macht, hat der Film genug pointierten Humor, um ein Comeback zu rechtfertigen. Eddie Murphy ist wieder witzig.“ (Rolling Stone) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkino (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen) und Solitaire (Westerstede)
Vier lieben dich USA 1996, R: Harold Ramis, D: Michael Keaton, Andie MacDoweell
„Vier Rollen zu spielen, die zugleich vier Seiten einer Persöhnlichkeit symbolisieren, ist für jeden Schauspieler eine riezvolle Herausforderung. michael Keaton bemüht sich redlich, diese Vielschichtigkeit zu transportieren, die dünne Story läßt ihm aber nicht viel Chancen. Hat man das Konzept einmal begriffen, geht dem Klon-Märchen von Harold Ramis bald die Luft aus. Andie MacDowell ist in der undankbaren Ehefrau-Rolle farblos wie immer, die technische Umsetzung der „Klonerei“ ist jedoch erstaunlich.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
W
Wallace & Gromit GB 1995, R: Nick Park
„Mein schönstes Kinoabenteuer in dieser Woche war die halbe Stunde, in der ich Nick Parks neuen Lehm-Epos angesehen habe, ein neues Abenteuer von Wallace, dem Erfinder aus Lancashire und seinem immer mitleidenden Hund Gromit... Als eine bemerkenswerte Mischung aus Kindlichem und Raffiniertem ist der Film in jeder Minute überraschend und originell.“ (Philip French, The Observer) Gondel
Welcome to the Dollhouse USA 1995, R: Todd Solondz, D: Heather Matarazzo, Daria Kalinia
Die Leidensgeschichte eines elf Jahre alten Mädchens in einem amerikanischen Vorort ist nicht gerade der Stoff, aus dem die Kinoträume sind. Dawn Wiener, die Heldin von „Welcome to the Dollhouse“ wird zuhause und in der Schule unentwegt gepiesackt und gedemütigt. Mit ihrer hängenden Körperhaltung, dicken Brillengläsern, schäbigen Kleidern und einem ewig genervten Gesichtsausdruck ist sie das ideale Opfer ihrer Mitschüler. Erträglich wird diese Horrorgeschichte aus dem amerikanischen Alltag nur durch den tiefschwarzen Humor von Solondosz, der aber nie nur lächerlich macht, sondern durch seine Schärfe das Elend der Vorstädte noch unmittelbarer spürbar werden läßt.. (hip) Filmstudio
Wigstock - The Movie USA/D 1994, R: Barry Shills
Sie sind schrill, schön und ziemlich gut drauf. Kokett klimpern sie mit den Wimpern, stöckeln in knallengen Fummeln mit überdimensionalen Absätzen durch die Gegend. Doch buchstäbliche Krönung des Outfits ist die Perücke. Einmal im Jahr kommen sie zusammen, um sich und die ungewöhnlichen Haarmodelle auf dem Wigstock-Festival zu präsentieren. In ,Wigstock - The Movie' wirft Barry Shils einen Blick hinter die Kulissen des Festes der Drag-Queens, Transvestiten, Transsexuellen und Schwulen.“ (tip) Kino 46
Links lesen, Rechts bekämpfen
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