: Hier kommt Aleks
■ Ristic bezwingt Driller und St. Pauli Düsseldorf mit 2:1 / Kiezverein wieder auf Platz drei Von Dirk Knipphals
Für Überraschungen ist Aleksandar Ristic, Übungsleiter der Düsseldorfer Fortuna, immer gut. Daß er die von ihm geführten Vereinsangestellten beim Auswärtsspiel am Millerntor offensiv ausrichten würde, das war allgemein erwartet worden – schließlich gelten die Düsseldorfer als erfolgreichste Auswärtsmannschaft der zweiten Liga. Wirklich überraschend war allerdings am Montagabend der Körpereinsatz, den Ristic Mitte der ersten Halbzeit zeigte.
Eine Flasche war von den Rängen geworfen worden. Der St. Pauli-Spieler Martin Driller wollte sie, seinen Beruf wohl ver-innerlicht habend, mit dem Fuß wegtreten, was Ristic („Hier kommt Aleks“) wiederum aus irgendeinem Grund verhindert wissen wollte. Folge des Flaschen-Zweikampfs: Preßschlag zwischen Ristic und Driller, Sturzflug Drillers, Tumulte inklusive Männerritualen wie Wegschubsen und Anbrüllen um die Düsseldorfer Trainerbank. Fortan konnte Ristic die Begegnung nur im Schutze eines modisch-grünen und vor allem robusten Regenschirmes verfolgen: Die Fans in der Gegengerade bedachten seinen Einsatz mit kleiner Münze.
Um diese unterhaltsame Einlage herum wurde natürlich auch Fußball gespielt, und zwar vor der Pause gar nicht einmal schlecht. Zwei kämpferisch agierende Mannschaften trafen aufeinander, wobei St. Pauli die besseren Karten für sich behielt. Carsten Pröpper (22. Minute) und Juri Sawitschew (27.) wußten aus Gewühl im gegnerischen Strafraum heraus den Ball über die gegnerische Linie zu befördern. Dagegen stand nur der hübsch herausgespielte Führungstreffer der Rheinländer (12.) durch Ralf Voigt.
Dem rheinischen Tor voraus ging ein durch den Düsseldorfer Spieler Frank Mill clever herausgeholter Freistoß. Mill und sein hanseatischer Widerpart Dieter Schlindwein müssen sich überhaupt vor Spielbeginn zu einem internen Wettbewerb im Abgebrühtsein verabredet haben. Erst lag Mill vorn, mit zunehmender Spieldauer holte Eisen-Dieter auf. Technische Beschlagenheit demonstrierte der St. Paulianer, als er einen halbhoch in den Strafraum geschlagenen Ball quer in der Luft liegend aus der Gefahrenzone spitzelte. Brotlose Kunst, der – ansonsten zu überraschenden Entscheidungen neigende – Schiedsrichter hatte längst wegen Abseits abgepfiffen.
Kurz vor der Halbzeit versiebte St. Paulis Sawitschew noch zwei hochkarätige Chancen, dann durfte der von den Fans lauthals geforderte Werbeblock im Deutschen Sportfernsehen, das das Spiel live übertrug, eingeblendet werden.
Die fußballerischen Bemühungen der zweiten Halbzeit trugen weniger Früchte – keine weiteren Tumulte, keine weiteren Tore, keine Steigerung der Spielkultur. So waren denn die Sieger der mittelprächtigen Zweitligabegegnung: der FC St. Pauli, der wieder auf einem Aufstiegsplatz steht, die Regenschirmanbieter, deren Ware den Robustheitstest bestand, und, aufgrund der nordischen Temperaturverhältnisse, auch die Verkäufer heißer Getränke. Glühwein war schon zur Pause aus.
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