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Gras getarnt mit Cashew-Nüssen

■ Rheumadecken-Dealer mit einer Tonne Marihuana geschnappt Hamburger Institut geht gegen Fälschungsvorwurf vor

Die Bremer Zollfahndung hat einen großen Fang gemacht: Eine Tonne Marihuana aus Nigeria mit einem Marktwert von sechs Millionen Mark stellten die Ermittler mit Hilfe der Bremer Polizei auf einem Gehöft bei Rotenburg sicher. Die Schmuggler, sechs Männer im Alter von 32 bis 56 Jahren aus Bremen und Niedersachsen wurden festgenommen. Dabei war die Tarnung der Vorweihnachtszeit durchaus angemessen: Die Ware war in zwei Containern mit Cashew-Nüssen über den Hamburger Hafen eingeführt worden.

Das Gras war in 1000 Paketen zu jeweils einem Kilogramm in insgesamt 18 Eisenfässern verpackt, die unter den Nuss-Beuteln lagen. Die Bande war gerade dabei, tonnenweise Nüsse auszuladen, als die Fahnder zuschlugen.

Die Ermittler waren ihrer Sache sicher: Nachdem vage Hinweise aus der Bevölkerung und zweimonatige eigene Ermittlungen zu Erkenntnissen über „ein großes Ding“ geführt hatten, waren die Container im Hamburger Hafen durch die 36 Millionen Mark teure Groß-Röntgenanlage des Zolls gelotst worden, die erst im August in Betrieb genommen worden ist. „Wir waren sicher, daß da nicht nur Chashew-Nüsse drin waren“, sagte der Leiter der Bremer Zollfahndung, Klaus Thoms, der gemeinsam mit der Oldenburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen führte.

Am Sonntag waren die Container gelöscht worden und hatten am Tag darauf die Zollgrenze passiert. Eine Nacht standen sie auf LKWs auf einer Autobahnraststätte. ehe sie am Dienstag das verschwiegene Anwesen erreichten, auf dem einer der Festgenommenen wohnte. Bei der Razzia fanden die Beamten auch Reste der Tarnladung eines weiteren „Nuß-Containers“, mit dem im Sommer schon 300 Kilo Gras nach Deutschland geschmuggelt worden waren. Einer aus der Gruppe war auch als Lebensmittelimporteur tätig. Für den neuen Deal hatten die sechs ihre Ersparnisse zusammengelegt, um den Kaufpreis von einer halben Million Mark für die nigerianische Spitzenware aufzubringen.

Die Täter waren nach Angaben von Thoms mit mittelprächtigem Erfolg im Handelsgeschäft tätig und noch nicht mit Drogengeschäften in Erscheinung getreten. Sie verkauften unter anderem Rheumadecken, Decken gegen Erdstrahlung und Elektrosmog. Ein Mitglied der Gruppe wurde denn auch auf der Bühne eines Landgasthofes verhaftet, wo er seine Ware feilbot. Die um Amtshilfe gebetenen Zollfahnder aus Radolfzell begrüßten den Mann mit dem Losungswort „Der Kater ist gekämmt“, mit dem eigentlich der Erfolg des großen Coups angezeigt werden sollte. Nun droht den Bandenmitgliedern eine Haftstrafe zwischen fpnf und fünfzehn Jahren.

Ob den Kiffern in Bremen und dem Umland jetzt die besinnliche Weihnacht verdorben wurde, ist nicht bekannt. Die Fahnder wollten nicht sagen, für welchen Absatzmarkt die beschlagnahmte Tonne Gras gedacht war. jof

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