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■ Rumänien: Ion Iliescu als Staatspräsident abgewähltEin Sieg der Demokratie

Rumänische Staatschefs starben bisher in Amt und Würden, wurden durch Intrigen vertrieben, in Putschen gestürzt oder umgebracht. Nun haben die Rumänen das erste Mal in ihrer Geschichte einen Staatschef demokratisch abgewählt. Historisch auch die Reaktion des Verlierers: Mit der Zusicherung, den Willen der Wähler zu respektieren und die Macht aus den Händen zu geben, bewies der abgewählte Staatspräsident Ion Iliescu als erster rumänischer Staatschef und erstmals in seiner eigenen Amtszeit eine wirklich demokratische Haltung – wenn auch nur unter dem Druck der Umstände. Denn die Stimmen gegen Iliescu waren ein massives Votum für den ganzen Wechsel. Bei den Parlamentswahlen vor zwei Wochen wählten die Rumänen erstmalig eine regierende Partei aus freiem Willen ab – die Partei Iliescus.

Innerhalb von zwei Wochen hat Rumänien einige seiner unglücklichsten historischen Konstanten abgestreift. Dazu paßt, daß der Geologieprofessor, ehemalige Rektor der Bukarester Universität und zukünftige Staatspräsident Emil Constantinescu in seiner Person einen Bruch mit gängigen rumänischen Traditionen verkörpert. Als Mitglied der Kommunistischen Partei vor 1989 und Beamter stellte er sich nach dem Sturz Ceaușescus nicht wie viele andere Funktionäre auf die Seite der neuen Macht, sondern auf die der zivilen Gesellschaft und ihrer Institutionen.

Constantinescu hat demokratische Amtsführung und sauberen Politikstil versprochen. Wo Iliescu mit seinen Gegnern autoritär und gewalttätig umging, wo er Machtmißbrauch oder Korruption duldete, wo er in den Worten eines rumänischen Politologen „stark mit den Schwachen und schwach mit den Starken“ war, da will Constantinescu dieses Verhältnis ändern.

Trotz seines aufrichtigen Willens ist große Skepsis angebracht. Denn in den neuen Regierungsparteien gibt es mehr zweifelhafte als vertrauenswürdige Politiker: Menschen, denen es nur um Macht und Einfluß geht, Nationalisten, unter Korruptionsverdacht stehende und in illegale Geschäfte verwickelte Politiker und solche, die keine Konzepte haben, um das Land aus der tiefen Wirtschaftskrise herauszuführen. Nach dem ersten wirklichen demokratischen Wechsel in der rumänischen Geschichte muß sich nun zeigen, ob dem Land ein noch viel größerer Wechsel gelingt: der tiefgreifende Wandel. Keno Verseck

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