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Auch Adressen sind tabu

■ Ministerin gegen Online-Ratgeber

Hannover (taz) – Unter dem Titel „Pin-ups, Pornos, Politchaoten“ hat die niedersächsische Landesstelle für Jugendschutz in diesem Sommer einen „Ratgeber für Eltern, Lehrer und Sozialarbeiter“ herausgegeben, Thema: „Jugendgefährdung in Online-Diensten“. Seit auch Niedersachsens Frauenministerin Christina Bührmann darin gelesen hat, darf die Schrift nicht mehr verbreitet werden. Die Ministerin verlangt das Einstampfen der Restauflage von zweihundert Exemplaren und droht im Weigerungsfall damit, der Landesstelle die Zuschüsse zu streichen.

Anstoß nahm das Ministerium an der Rubrik „Sex & Drugs“ im Anhang, unter der auch Porno- Adressen zu finden sind, zum Beispiel der Magazine Playboy und Penthouse, einer Sex-Suchmaschine oder der „Persian Kitty Adult Links“. Ausgerechnet die JugendschützerInnen trügen damit zur Verbreitung von Kinderpornographie bei, lautet der Vorwurf.

Doch Kinderpornos sind über diese Adressen nicht abrufbar, und die Leiterin der Landesstelle, Andrea Urban, meint, daß wohl eher die ganze Richtung mißfällt. Der Ratgeber warnt davor, gewisse „Worte, Themen, Körperteile zu tabuisieren“. Inhalte seien erst dann jugendgefährdend, wenn etwa „das Erleben von Vernachlässigung, gepaart mit einem gelernten Medienkonsum in der Familie, dafür den Boden bereitet“ habe. Auch ein in der Broschüre abgedrucktes Gutachten hält die gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen für ausreichend und spricht sich „gegen eine Einschränkung des Online-Verkehrs durch staatlich verordnete Zensurmaßnahmen“ aus. Die psychische Belastung, „die aufgeklärte Kinder und Jugendliche erleben, wenn sie bei ihren virtuellen Rundgängen zufällig auf pornographisches Material stoßen“, sei „gering“. Jürgen Voges

briefe@taz.de

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