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Genuß statt kalter Pracht

■ Klassiktradition im besten Sinne mit dem „Beaux Arts Trio“

Das Beaux Arts Trio aus den USA ist unter den Klaviertrios in etwa, was die Berliner Philharmoniker unter den Sinfonieorchestern sind. Entsprechend voll war die kleine Musikhalle am Freitag abend, entsprechend hoch auch die Erwartungen.

Es scheint aber zu den besonderen Eigenschaften eines solchen Ensembles zu gehören, daß berufsmusikalische Alltagsprobleme wie hoher Erwartungsdruck oder die Frage spieltechnischer Tagesform einfach nicht zur bühnenpraktischen Erlebniswelt gehören.

Nach bald 40 Jahren Konzertehe hat sich das altehrwürdige Herrentrio seit Ende der Achtziger zu zwei Dritteln neu formiert. Gründungsmitglied Menahem Pressler, der halslos elegante Patriarch am Klavier, schaut, wenn er sich koordinierend und motivierend nach rechts wendet, seit 1987 auf den jungen Cellisten Peter Wiley, seit 1992 auf die Geigerin Ida Kavafian, die in Hamburg nicht nur mit kraftvoll sensiblem Spiel glänzte, sondern auch mit einem Paillettenjäckchen.

Die Tradition im besten Sinne klassischer Interpretation setzt sich hörbar auch nach dem Generationswechsel fort. Brahms' eigentlich recht sprödes C-Dur-Trio op. 87 atmete in großen Bögen, leuchtete mal satt, mal fahl. Anders als bei vielen Spitzenensembles, führt Perfektion beim Beaux Arts Trio offensichtlich nicht zu Glätte und kalter Pracht. Ausgewogenheit bedeutet nicht langweiliges Sowohl -Als-auch.

So begann Beethovens Erzherzogtrio op. 97 eher unschroff, elegant und wiegend. Das Beaux Arts Trio aber liebt lange Entwicklungen, Wechsel und Kontraste. Gegensätze geraten nicht zu Brüchen, sondern zu Lebendigkeit. Also kam auch der barsche und wilde Beethoven noch zu Wort, im Scherzo ließen sie ihn sogar tänzeln auf leichten Allegretto-Füßen. Alles in allem entstand jene Form von Reichtum, die nichts mit Menge zu tun hat. Alles aber mit Genuß.

Stefan Siegert

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