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Frauen-Hotline in Algerien

■ Im „belladonna“ zeugt die Plakatausstellung „Frauenleben international“ von der Phantasie und der Kraft der Bewegung

Vier afrikanische Frauen auf dem Weg zum Markt. Selbstbewußt und scherzend lächeln sie in die Kamera – die Dynamik eines Augenblicks, festgehalten für ein Plakat, das in starken Farben leuchtet. „Schwestern kommen alleine klar“, so lautet, frei übersetzt, die Botschaft der Frauen-Aktion für mehr Gerechtigkeit und gegen den Hunger. Das Plakat bildet den Auftakt zu einer Ausstellung mit 2O Plakaten aus Afrika, Asien und Lateinamerika, die noch bis zum 28. Februar 1997 im belladonna, dem Kommunikationszentrum für Frauen, gezeigt werden.

Über 800 internationale Plakate von Frauenkongressen und Projekten aller Art haben die Mitarbeiterinnen von belladonna inzwischen gesammelt und archiviert. „Diese Schätze aus vielen Ländern lagern aber normalerweise unsichtbar in den Schubladen. Jetzt wollten wir einige davon ans Licht befördern“, sagt belladonna-Frau Sabine Barz. Unter dem Titel „Frauenleben international – Begegnungen zwischen verschiedenen Kulturen“ stehen nicht die Mißstände im Mittelpunkt, sondern Phantasie und Kraft der vielfältigen Frauenbewegungen in der sogenannten Dritten Welt.

Die afrikanischen Plakate zeugen in starken Farben und bewegten Bildern vom Engagement der Frauen gegen Gewalt. Die asiatischen dagegen wirken traurig-zurückgenommen oder erinnern teilweise an sozialistische Plakat-Ästhetik, während die lateinamerikanischen Plakate künstlerisch durchgestaltet und sehr ansprechend sind.

So unterschiedlich die Plakat-Stile, so verschieden sind auch die Projekte, von denen sie erzählen. Einigen mußte Sabine Barz „hinterherrecherchieren“, um deren Geschichte zu erfahren. Da gibt es zum Beispiel die „Frauen–Hotline Algerien, Marokko, Tunesien“; zentrale Notrufstellen, die Frauen in psychologischen und juristischen Fragen beraten. Oder der philippinische Frauen-Verband „Gabriela“, der für den Abzug der US-Soldaten und gegen den Sextourismus kämpft.

In kurzen, übersichtlichen Beschreibungen wird außerdem der jeweilige politische und soziale Kontext vermittelt. So erfährt man, daß Südafrika zur Zeit die weltweit höchste Vergewaltigungsrate hat oder daß in Chile ein Gesetz zur Verfolgung von Gewalt in der Familie verabschiedet wurde. Die belladonna-Mitarbeiterinnen haben das Ganze als Wanderausstellung konzipiert, die ab Februar 1997 auszuleihen ist.

Beate Hoffmann

Plakate aus Afrika, Asien, Lateinamerika im „belladonna“, Sonnenstr.8, Mo-Mi 10-15 Uhr; Do 15-18.30 Uhr. Vom 23.12.96 -3.1.97 geschlossen.

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