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Der Lichtschalter als Spartaste

■ Aktion Fifty-Fifty: Schulen werden für Energiesparen finanziell belohnt

Die SchülerInnen an sechs Schulen haben jetzt mehr Geld für Feten, wenn sie öfter mal rechtzeitig die Lichtschalter ausknipsen. Dank der Aktion Fifty-Fifty können die Schulen die Hälfte des Geldes behalten, das sie durch sparsamen Umgang mit Strom und Gas erwirtschaften. Das garantiert ein Abkommen zwischen den Schulen und dem Bezirksamt Köpenick. Die Aktion soll nach dem Willen der Senatsverwaltung für Schule bald auf ganz Berlin ausgedehnt werden.

„Es geht dabei nicht nur um das eingesparte Geld“, betonte Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) am Wochenende bei einer Vorstellung des Projektes in der Neuköllner Lise-Meitner-Schule. Ebenso wichtig sei der Lerneffekt. Und der betreffe nicht nur die Schüler: „Heute erziehen ja oft die Kinder ihre Eltern dazu, den Müll zu trennen.“

Bevor das Geld in der Klassenkasse klingelt, müssen die SchülerInnen erst einmal herausfinden, wo in ihrer Schule die meiste Energie verschwendet wird. Dabei helfen ihnen Lehrer, aber auch Fachleute vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU). Es ist gemeinsam mit den Instituten eco direkt und Internationaler Bund (IB) an „Fifty-Fifty“ beteiligt.

Ab und zu stoßen die SchülerInnen dabei auf skurrile „Leichen im Keller“: „Da brummen etwa im Physikraum leere Kühlschränke vor sich hin“, erzählt UfU-Mitarbeiter Malte Schmidthals. Gemeinsam entwickeln sie ein möglichst einfaches und effektives Sparprogramm: statt Dauerlüften soll mit Stoßlüften der Luftaustausch ohne zu große Wärmeverluste erzielt werden. Am Nachmittag soll die Heizung heruntergeschaltet werden, und statt ständig eine Festbeleuchtung zu inszenieren, sollen die SchülerInnen das Licht bewußt an- und abschalten.

Was sich dadurch einsparen läßt, sind keineswegs Kleckerbeträge. In Hamburg sparten im letzten Jahr bei einer gleichnamigen Aktion 24 Schulen insgesamt fast eine halbe Million Mark. Die Schulen verjubelten den Erlös nicht nur auf Feten, sondern kauften dafür auch Instrumente und Computer.

In Berlin ist das Sparprojekt ausgerechnet aus finanziellen Gründen noch gefährdet: Da der Senat eine Haushaltssperre verordnet hat, bekommt etwa UfU- Mitarbeiter Schmidthals zur Zeit keinen Pfennig.

Ehrenamtlich wird die Arbeit laut UfU auf Dauer aber nicht möglich sein. Viele LehrerInnen und SchülerInnen drängen auf die Fortsetzung des Projektes. Ulrich Traub, Physiklehrer an der Lise- Meitner-Schule schwärmt: „Es verwandelt die Schule in einen ökologischen Lernort.“ Christoph Schäfer

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