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■ Mit VWs Problemen auf du und duPate Piäch verliert

Hannover (taz) – Ist im VW- Vorstand das organisierte Verbrechen zu Hause? Ist Ferdinand Piäch sozusagen der Pate einer Ehrenwerten Wolfsburger Gesellschaft? Solche scheinbar abwegige Fragen wird nun Anfang kommenden Jahres ein US-Bundesgericht ernsthaft zu klären suchen. Der in der Autostadt Detroit ansässige „United States District Court“ hat am Dienstag eine Schadensersatzklage von General Motors gegen Volkswagen und dessen Vorstandsmitglieder Ferdinand Piäch, Jens Neumann und nicht zuletzt Ignazio López nach dem „RICO“-Gesetz zugelassen.

Die Abkürzung RICO steht für „Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act“. Das Gesetz richtet sich gegen die Mafia, es soll Korruption und organisiertes Verbrechen bekämpfen helfen und sieht für die Opfer einer kriminellen Verschwörung einen Strafschadensersatz bis zum Dreifachen des tatsächlich entstandenen Schadens vor.

Die nun zugelassene Klage wirft VW zudem unlauteren Wettbewerb und Verstöße gegen das Urheberrecht vor. Nun droht die Affäre um López und seine Mannen, die 1993 bei ihrem Wechsel von GM zu VW eine 110.000 Positionen umfassende Einkaufsliste, Pläne für ein Kleinwagenprojekt und ein modernes Fertigungskonzept mitgenommen haben sollen, für VW auch teuer zu werden.

Über den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe gegen VW und dessen Vormann war allerdings bei der Zulassung der Klage noch nicht zu entscheiden. Die zuständige US-Richterin hatte die Vorwürfe als wahr anzusehen und nur zu prüfen, ob sich aus den in der Klage beschriebenen Handlungen insgesamt ein Verhaltensmuster organisierter Kriminalität ergibt. Dies hat sie bejaht. Dafür sprachen die Aktionen der VW-Oberen nach der Strafanzeige von Opel gegen López. Die Opel AG erinnerte gestern daran, daß selbst der Aufsichtsrat der Volkswagen AG damals die Vernichtung von Opel-Dokumenten auf VW-Werksgelände mit einem firmeneigenen Reißwolf billigte. Die Frage, warum VW die Unterlagen nicht an Opel zurück- oder den ermittelnden Staatsanwälten übergeben habe, sei noch unbeantwortet.

Opel kündigte an, die Schadensersatzklage so lange weiter zu verfolgen, bis VW die Unrechtmäßigkeit der damaligen Handlungen anerkenne und die finanzielle Verantwortung für den Schaden übernehme. Auf diese Mischung von Drohung und Friedensangebot wird VW wohl bald eingehen zu müssen. Bei einem Prozeß in den USA hätten auch Ferdinand Piäch und seine mitangeklagten Vorständler unter Eid auszusagen mit geschäftsschädigenden Folgen. Die Börse regierte gestern bereits: Der Kurs der VW-Aktie sank in Frankfurt von 637 auf 601 Mark – Verlust für die Aktionäre: rund eine Milliarde Mark. Jürgen Voges

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