■ Mit VW und Opel auf du und du: Gemeinsam stark
Berlin/Erfurt (taz/AP) – Opel bleibt beleidigt. Selbst wenn VW-Vorstand José Ignacio López zurückgetreten ist – die Satisfaction reicht nicht aus. Volkswagen solle endlich „die geschäftlichen Verbindungen zu López und seinen Gefolgsleuten“ lösen, verbreitet auch gestern noch der sich geprellt fühlende Automobilkonzern. Der spanische Kostendrücker und seine sieben Mannen arbeiten auf ausdrücklichen Wunsch von Vorstandschef Ferdinand Piäch weiter für VW.
Als Berater könnte López allerdings in Zukunft beiden Firmen dienen. Dann nämlich, wenn Opel-Mutter GM mit VW zusammenarbeitet: Der größte US-Konzern könnte mit dem größten Autokonzern Europas Strategien entwickeln, die Zulieferer weiter drücken, den Weltmarkt aufteilen. „Ihr hier, wir da“, zitiert die Woche einen GM-Vertreter. Im September haben sich laut einem Bericht der Zeitung GM-Verwaltungsrat John Smale und Thomas Wyman mit VW-Aufsichtsrat Klaus Liesen in London getroffen. Eingefädelt hatte das Kooperationsgespräch der ehemalige CDU-Schatzmeister Walter Leisler Kiep. Und Gerhard Schröder, niedersächsischer Ministerpräsdent und ebenfalls im VW-Aufsichtsrat, stieß später dem Plausch hinzu.
Wieweit sich die Herren geeinigt haben, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Noch mag sich keiner recht an das Gespräch erinnern. Opel-Vorstandschef David Herman sagte gestern, daß er auf eine außergerichtliche Lösung mit VW hoffe. Vorher müßte VW allerdings eingestehen, daß der Konzern sich gesetzwidrig verhalten habe. Und überhaupt sei VW dafür verantwortlich, daß die Autokonzerne sich ohne Gerichtsverfahren einigen.
VW dürfte daran ein großes Interesse haben. Ein amerikanisches Gerichtsverfahren birgt zu viele juristische Unsicherheiten. Und einen Schadenersatz von fünf Milliarden Dollar – wie gefordert – kann sich der Konzern nicht leisten. VW würde damit rund sechs Milliarden Mark Eigenkapital verlieren. Laut einer Frankfurter Auto- Analystin würde das einen Verlust von 180 Mark pro Aktie bedeuten. Sie rechnet bereits damit, daß VW-Aktionäre in den nächsten zwei Jahren keine Dividende erhalten werden. Denn bislang hat VW nicht eine Mark Rückstellungen für einen solchen Fall gebildet. ufo
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