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Kein Kleid für den Bal Paré

■ Schlichte Schnitte für Frauen ab 40: Die erste Modekollektion von Hildegard Knef hat nichts Divagemäßes

Blitzlichtgewitter im Hotel Schweizerhof Interconti in Berlin. Etwa 20 Fotografen und Kameraleute fangen Hildegard Knef ab, die gerade aus dem Fahrstuhl kommt. Deutschlands einzig wahre Diva muß sich drehen und wenden, denn sie trägt ein Kostüm ihrer eigenen Kollektion zur Schau: ein schlichter, schwarzer Hosenanzug, darunter weiße Bluse mit hohem Kragen, und der unvermeidliche Hut.

Liegt es am Mitteilungsdrang oder braucht die Schauspielerin, die nebenbei Bücher schreibt, malt und singt, einfach mal wieder etwas Medienpräsenz? Oder Geld? Erst vor kurzem wurde auf dem Defa-Gelände in Babelsberg eine Ausstellung der Knef eröffnet, mit allerlei Devotionalien, Büchern, dazu privates neben weithin bekannten Fotomaterial. Und heute tritt sie mit ihrer eigenen Modekollektion in Erscheinung. Gewiß ist dabei bloß eines: Wie der ebenfalls anwesende Knef-Manager Thomas Jost mit einigem Nachdruck erklärt, sucht sie händeringend nach einem Produzenten für die Herstellung der Ware.

Doch besonders viel gibt es eigentlich noch nicht zu sehen. Der schwarze Hosenanzug, der lose am schmalen Leib der Künstlerin sitzt, ist bislang der einzige umgesetzte Entwurf, den die Knef und ihre Helferin, eine junge Kostümdesignerin namens Cordula Stummeyer, präsentieren können. Die anderen sieben Outfits existieren lediglich auf dem Papier: maskuline, locker geschnittene Hosenanzüge, schlichte Röcke, die mindestens bis zum Knie reichen, gerade Jacken und weit schwingende Mäntel gehören ins Programm. Mode, die „die Problemzonen kaschiert und der Frau ein leger-elegantes Aussehen verleiht“, heißt es in der Pressemitteilung.

Keine Mode für die Diva: Hildegard Knefs Visionen handeln von Schnitten, die nicht beengen, von hautfreundlichen Naturfasern und vor allem von Stoffen, die nicht knittern. „Ich bin es leid, auf dem Laufsteg immer mehr Sachen zu sehen, die nur schön gewachsene 18- bis 19jährige tragen können“, sagt die 71jährige über ihre Motivation zur Knef- Fashion. „Ich möchte Mode zeigen für Frauen ab 40, für Frauen, die arbeiten und reisen!“

Die Kosten liegen in einem Bereich, den Manager Jost als „mittleres Preissegment“ bezeichnet; eine Hose soll demnach etwa 300 Mark kosten. Eine Kombination käme auf 800 Mark. Ein Preis, den die reisend- arbeitende Frau ab 40 vielleicht sogar zahlen würde. Ob die Welt jedoch auf Knefs Kollektion gewartet hat, ist fraglich. Sie hofft zumindest: „Wenn wir einen Produzenten gefunden haben, sehen wir uns bald wieder mit einem Laufsteg.“ Kirsten Niemann

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