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■ SURFBRETTEin großer Tag in Harlem

Und es gibt sie doch, diese Handvoll ganz schlichter, aber genialer Sites unter all den schreienden, supercoolen und kommerziellen Websites, ohne die das WWW zur Dauerwerbesendung verkommen würde. Sie allein sind das Salz in der Web- Suppe.

Unter http://www.beatthief com/great day.html ist zunächst nur ein Foto zu sehen, mehr nicht. Aber was für eines! Es ist ein altes Foto, ein bißchen unscharf, in Schwarzweiß – ein Gruppenbild, aufgenommen vor einer Mietskaserne im New Yorker Stadtteil Harlem.

Dieses Foto hat Jazzgeschichte geschrieben. Aufgenommen wurde es im August 1958 von dem jungen Fotografen Art Kane, der damals für den Esquire gearbeitet hat. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, die wichtigen Leute des Harlemer Jazz für ein Gruppenfoto zu versammeln. Und obwohl er den Termin für 10 Uhr in der Früh angesetzt hatte – eine Uhrzeit, zu der ein Jazzer tief und fest schläft –, kamen sie alle. 57 der größten Jazzmusiker aller Zeiten sind auf einem Foto versammelt. Oben auf der Treppe, der in der Mitte, das ist Art Blakey. Der daneben ist Johnny Griffin, der Saxophonist. Coleman Hawkins ist dabei und der legendäre Pianist Thelonius Monk. Dizzy Gillespie, der Trompter, und der, der sich neben die Kinder in den Rinnstein gesetzt hat, ist kein Geringerer als Count Basie.

Man muß kein Jazzfan sein, um die Größe dieses Bildes mit einem Blick zu erkennen. Später, in den Neunzigern, hat die Filmemacherin Jean Bach das Foto noch einmal zum Leben erweckt, indem sie in ihrem Film „A Great Day in Harlem“ seine Geschichte erzählt und lange Gespräche mit den Leuten führt, die darauf abgebildet sind. Es wurde einer der besten Filme, die jemals über den Jazz und seine Geschichte gemacht wurden.

Dies ist das Original. Es ist nicht empfehlenswert, dieses Foto auf billigem Zeitungspapier nachzudrucken. Nicht die Ehrfurcht spricht dagegen, eher schon die Druckqualität – und auf der Homepage im Internet hat es eine völlig neue Dimension hinzugewonnen. Denn hier ist es clickable: Wer einzelne Personen anklickt, erhält eine Ausschnittvergrößerung mit den Namen, wer weiterklickt, die Biographien und eine Liste der wichtigsten Schallplatten der abgebildeten Musiker. Sie sind (fast) alle namentlich bekannt und können auch über eine nach Instrumenten geordnete Liste abgerufen werden. Wem das immer noch nicht genügt, weil er alles noch viel genauer wissen will, der sollte http://www.jazznet.com als Adresse eingeben. Dieter Grönling

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