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Geliebter, toter Brahms: Die Eröffnung

Fast alles am Hamburger Brahms-Jahr ist drittklassig: das Logo, das Motto („Lieben Sie Brahms?“), die Rolle der Hamburger Politik. Da wollte die Kultursenatorin mit ihrer Rede zum Eröffnungskonzert am Sonnabend nicht abseits stehen: Willigen Worts schmuste sie das skandalöse Abtauchen des Senats in Sachen Brahms in eine tränenwarme Symbiose aus Stadt und verlorenem Musensohn. Irgendwie war Christina Weiss früher ehrlicher.

Den Anfang machte der ganze Stolz der Organisatoren, – eine richtige Auftragskomposition, Manfred Trojahns als „Brahms-Portrait“ zu hoch eingeführtes Stück ...mit durchscheinender Melancholie. Auf schüchterne Streichertremoli gaben da die Bläser kurze Brahmszitate zum besten, die tonal aktualisiert, aber damit nicht ereignisreicher wurden.

Anschließend gab der gebürtige Hamburger Geiger Christian Tetzlaff Brahms' Violinenkonzert op.77 straffe, leidenschaftliche Gestalt. Die so virtuos wie sensibel erfüllte Interpretation der Kadenz des ersten Satzes provozierte sogar seltenen Satzpausenbeifall. Die zugegebene Sarabande aus Bachs d-moll Partita klang nie gehört zart und wehmütig. Ein Rätsel, daß ihn in Deutschland nur Insider kennen.

Nach der Pause der Auftritt von Miguel Gómez-MartIinez, Chef der Hamburger Symphoniker und ganz offensichtlich ein Mensch mit viel Sinn für Brahms. Hatte er dem Solisten schon beim Violinenkonzert durch zügige Tempi und schlanken Orchesterklang Raum gelassen für beeindruckende Ausführungen, war die Darbietung von Brahms' frühem sinfonischen Versuch, der Serenade op.11, nichts weniger als gelungen. Vom pastoral-folkloristischen Beginn á la Haydn bis zum jugendfrischen Schlußrondo musizierte Hamburgs drittes Ensemble erstrangig. Gómez leitete ideen- und nuancenreich, so etwa klang das erste Scherzo gequält-mechanisch und mithin modern, furios lustig das beethovennahe zweite.

Berauschender Dank für ein dankbares Stück. Der Abend war um Längen besser, als es Herr Voscherau je verdient hätte. Stefan Siegert

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