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■ Auf Beschimpfungsexpedition mit Reinhold MessnerDie zwei Joachims am Südpol

Reinhold Messner war außer sich. „Ihr jämmerlichen Jammerlappen!“ krakeelte er, „ihr mickrigen Memmen!“ Die zwei Joachims standen japsend im ewigen Eis, traten fröstelnd von einem Fuß auf den anderen und rieben sich müde die rotgeränderten Augen. Welcher Teufel mochte ihre Agentin C. geritten haben, als sie ihnen diesen Job besorgte? Warum nur waren sie so blöd gewesen, sich von diesem ungekrönten König des Beinahe-Selbstmords das Schlittenhundegeschirr überstreifen zu lassen, um ihn quer durch die Antarktis zu ziehen? Es war allerhöchste Eisenbahn, den Aufstand zu proben. „Wir sind ordentliche Mitglieder der Schlittenhundegewerkschaft“, sagte ein Joachim, „und haben das Recht auf mindestens drei Ruhepausen am Tag. Wir sind am Ende, Meister.“

Von „Schlittenhundegewerkschaft“ und den Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit aber hörte Reinhold Messner seine Angestellten gar nicht gern reden. „Ich habe bewiesen“, meckerte er, „daß der Mensch unermeßliche Kräfte besitzt! Ich habe den Brenner auf einem Dreirad überquert! Ich habe den Boxkampf gegen den Yeti in der zwölften Runde durch technischen K.o. gewonnen, und euch haut dieser lächerliche Spaziergang um? Oh, nein! Ich werde als erster Mensch barfuß und in kurzen Hosen vor den Südpol hintreten und ihm zeigen, was 'ne Harke ist, und ihr zwei schwächlichen Schlappschwänze werdet mir dabei helfen!“

„Merkt er denn gar nichts mehr?“ flüsterte ein Joachim dem anderen zu. Tatsächlich war der Südtiroler Rumpelstilz seit dem Beginn ihrer Reise ein nicht unerhebliches Stück kleiner geworden, weil er irgendwo seine erforenen Füße verloren haben mußte. Das hinderte ihn aber nicht daran, dem Flüsterer äußerst behende an die Kehle zu springen. „Was murmelst du, lausiger Lurch?!“ geiferte er. Schon hatte er sein Maul weit aufgesperrt, um dem renitenten Sherpa bei einer falschen Antwort rigoros den Kopf abzubeißen, und deshalb war der solchermaßen bedrohte Joachim gut beraten, als er schlotternd „Ich sagte, daß sie vermutlich recht haben, Meister“ hervorstammelte.

So trotteten die beiden Joachims weiter dem Südpol entgegen. Bisweilen steckte ihnen ihr Expeditionsleiter unter dem Zuruf „Hartes Brot macht harte Kerle!“ ein paar gefrorene Vollkornbrotbrocken zu. Ein andermal warf er ihnen einen Gegenstand ins Kreuz, der nicht nur aussah wie ein menschlicher Arm. „Einfach abgefroren!“ frohlockte er. „Ich werde der erste kurzbehoste und barfüßige Einarmige sein, der sich den Südpol zur Brust nimmt!“ Es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis er auch seinen Kopf jubelnd verlieren und wie einen Fußball über die gefrorene Kontinentoberfläche treiben würde.

Indessen traf man ohne weitere Verluste am Südpol ein. Mit stolzgeschwellter Brust schritt Messner die Parade der Fernsehkameras ab, baute sich vor dem Südpol auf und holte tief Luft für eine Tirade, die er bei einer dreiwöchigen Meditationsübung in seiner Tiefkühltruhe gedichtet hatte. „Saudummer Südpol im ekligen Eis!“ legte er los, doch plötzlich versagte ihm die Stimme. Er räusperte sich, hustete, gurgelte mit Petroleum – vergebens. Mehr als ein klägliches „Hrach!“ oder „Krchch!“ brachte er nicht mehr zustande, und schließlich sank er verzweifelt und kleine Eiswürfelchen vergießend in den Schnee.

Die beiden Joachims aber nahmen gut gelaunt die nächste Linienmaschine nach Hause und sollen Zeitungsschlagzeilen wie „Südpolbeschimpfung schmählich gescheitert!“ mit einem gewaltigen Zug durch die Gemeinde gefeiert haben. Frisch & Schulz

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