■ Surfbrett: Suchen und sucnen lassen
„Seit langem bin ich der festen Überzeugung, daß gerade die kleinen Dinge bei weitem die wichtigsten sind.“ Die Erkenntnis, die Sir Arthur Conan Doyle 1925 seinem Sherlock Holmes mit auf den Weg gab, scheint sich endlich auch im World Wide Web durchzusetzen. Klein und unscheinbar kommt sie daher: MetaGer, die neuste deutsche Suchmaschine, eingerichtet am RRZN, dem Regionalen Rechenzentrum Niedersachsen (http:// meta.rrzn.uni-hannover.de/). Schwarze Schrift auf weißem Grund, keine Werbung, keine Frames – dafür detektivischer Spürsinn, vor dem auch Sherlock Holmes vor Neid erblaßt wäre.
Nur eines kann MetaGer nicht: selbst suchen. Sie gehört in die Oberklasse der sogenannten Metacrawler. Das sind Detektivprogramme, die andere Suchmaschinen für sich arbeiten lassen. Sie selbst werten nur aus, was die Hilfspolizisten herangeschleppt haben. So nimmt auch MetaGer ganz vornehm gleichzeitig mehrere deutsche Suchmaschinen in Dienst: Dino, Web.de, yahoo.de, Flipper, Crawler und Hotlist. Und auch die deutschen Newsgroups werden durchstöbert.
Die Bedienung ist einfach: Den gesuchten Begriff eingeben und starten. Die Stärken des Programms zeigen sich im Detail und sind so erklärt, daß sie auch Leute verstehen, die nicht mit dem Modem unter dem Kopfkissen schlafen. Angenehm ist, daß die mehrfache Anzeige von Treffern vermieden wird. Das passiert zum Beispiel bei Altavista immer dann, wenn ein Suchbegriff mehr als einmal in einem Dokument auftaucht. Und das nervt!
Den Käsekuchentest hat MetaGer mit Bravour bestanden: 32 Fundstellen in einer Minute. Rezepte, aber auch Lyrik aus aus Österreich: „Morgen ist Vollmond; der große Konditor rollt dann seinen schimmeligen Käsekuchen durch die gemächlich wirbelnden Mohnstreusel.“ Wer nur die Rezepte ohne den ganzen anderen Quark sehen will, gibt „Rezepte Käsekuchen“ ein. Die beiden Begriffe werden automatisch mit einem logischen „und“ verknüpft. Selbstverständlich kann, wie es sich für eine deutsche Suchmaschine gehört, auch nach Begriffen mit Umlauten gesucht werden. Eilige können den Suchlauf begrenzen: Voreingestellt ist eine Minute, wer länger suchen läßt, findet mehr. Aber das ist nicht immer von Vorteil. Die Webmaster Wolfgang Sander-Beuermann und Mario Schomburg haben etwas wirklich Nützliches geschaffen. Es ist zwar unklar, wer von beiden der Dr. Watson ist, aber ich habe schon meinen Verdacht. Dieter Grönling
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