Kommentar: Fon statt Atom
■ Die HEW suchen verzweifelt nach Auswegen aus der Atomstromfalle
Die Zeichen stehen auf Sturm. Noch sind die HEW reich und mächtig. Doch die Liberalisierung des Strommarktes bedroht ihre Existenz: Schon heute produzieren sie mit ihrem unverantwortlichen und überdimensionierten AKW-Park nach der Berliner Bewag den zweitteuersten Strom der Republik.
Neben internationalen Konkurrenten, die schon bald Stromüberschuß zu Dumpingpreisen übers Hamburger Netz vertreiben dürfen, droht auch Konkurrenz von unten. In Großbritannien beispielsweise, auf dem bislang am radikalsten liberalisierten Energiemarkt in Europa, haben unabhängige Energieproduzenten den Großunternehmen bereits erhebliche Marktanteile abgejagt. Diese kleinen Firmen betreiben fast ausschließlich moderne Gasheizkraftwerke und bieten Tarife, die derzeit betriebswirtschaftlich schier unschlagbar sind.
Das HEW-Management, jahrzehntelang beduselt vom Wohlgefühl atomaren High-Techs, hofft nun mit einer Dreifach-Strategie auf ein Leben nach Atom und Monopol: Ein Rationalisierungsprogramm soll die Kosten senken, strategische Kooperationen sollen Rückendeckung im Marktgemetzel des künftigen Energiemarktes bieten. Und lokale Diversifizierung von Telefon bis zu Sicherheitsdiensten, von EDV bis zur Müllbeseitigung soll die Standortvorteile – in Hamburg sind die HEW in jedem Haus und Unternehmen präsent – in Rendite verwandeln.
Das bislang von Ingenieurdenke regierte Unternehmen orientiert sich um. Ob das gelingt, mag bezweifelt werden. Und wem es nützt, bleibt offen.
Florian Marten
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