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Hilfe bei einer Ölpest ist teuer, manchmal schädlich

■ Die Erfahrungen früherer Katastrophen wie die der Exxon Valdez in Alaska zeigen: Den schwarzen Dreck abschöpfen, und dann Abwarten und Hoffen ist das Beste

Berlin (taz) – Die Bilder der verschiedenen Ölkatastrophen gleichen sich, doch die Auswirkungen unterscheiden sich stark. 378 Millionen Liter Öl werden jedes Jahr durch Pipelinebrüche oder Tankerkatastrophen freigesetzt, sagen die Spezialisten von OSIR, dem Oil Spill Intelligence Report aus Arlington in Massachusetts. Damit würden sich etwa 400 große Fußballstadien füllen lassen.

Mit Zahlen läßt sich im Ölgeschäft eindrucksvoll spielen: Bei der größten Ölkatastrophe aller Zeiten, dem Golfkrieg 1991, liefen von beschossenen Terminals und Tankern knapp eine Million Tonnen Öl ins Meer – eine Milliarde Liter. Doch allein die USA verbrauchen an einem einzigen Tag dreimal soviel Rohöl, ein Viertel des Weltverbrauchs.

Was die Branche an Katastrophen wirklich interessiert, sind die Kosten. Deshalb spielt vor allem die Dichte der Besiedelung des Strandes und der wirtschaftliche Schaden an Fischgründen eine Rolle. Die Ölmassen des Golfkriegs trafen natürlich die Meereslebewesen hart, die Wirtschaft kam jedoch glimpflich davon: Die Strände waren dünn besiedelt.

Für die Kosten gelten seit dem Unglück der Exxon Valdez in Alaska neue Maßstäbe: 1989 lief dieser Supertanker des größten Ölkonzerns der Welt (Exxon, Esso) auf ein Riff in der Prinz-William-Bucht auf, 40 Millionen Liter Ölliefen in das Meer. Für den Multi war die Publicitykatastrophe da: Bilder von verzweifelten Fischern, 2.400 Kilometer Insel- und Küstenstrände samt Vögeln in Öl getaucht – und das alles direkt an einer US-Küste. Die Kosten für Ölkatastrophen stiegen seitdem um das Vier- bis Fünffache, warnt OSIR die Verteiler des schwarzen Goldes. Denn der US-Kongreß verabschiedete prompt ein Gesetz, das den Schadenersatz großzügig regelt. Und die USA sind der bestimmende Staat der Branche weltweit. Obwohl die Valdez-Katastrophe noch vor diesem Gesetz lag, wurde Exxon bisher mit 2,5 Milliarden Dollar zur Kasse gebeten. 780 Millionen davon erhält sie von diversen Versicherungen zurück. Gerichte in den USA haben das Unternehmen auch zu fünf Milliarden Dollar Schadenersatz vor allem für Fischer verdonnert. Hier läuft allerdings noch das Berufungsverfahren.

Teuer wurde vor allem die Reinigung. Exxon wollte demonstrieren, daß sie das selbstverschuldete Unglück auch wiedergutmachen. ArbeiterInnen aus den gesamten USA schöpften die angelandete Rohölmasse ab und putzten die Steine. Ganze Strände wurden mit Hochdruckdampfstrahlern gewaschen. Wieder andere wurden mit einer Nährlösung für Bakterien besprüht. Dadurch sollen sich Bakterien stark vermehren und das verschlammte Öl abbauen.

Die Untersuchungen über die Folgen der Katastrophe in Alaska und die Reinigungsarbeiten dauern noch an. Laut dem letzten Report der Behörden des Bundeslandes Alaska vom Jahr 1995 steigt die Zahl einiger Vögel wieder. Bei Fischen ist das Bild gemischt bis schlecht, die Zahl der Robben und Muscheln nimmt weiter ab.

Vor allem das fernsehwirksame Reinigen mit Hochdruckschläuchen schadete dem Strand: Bis in einige Zentimeter Tiefe wird auf Jahre hinaus jedes Leben abgetötet. Faith Yando von OSIR: „Wirklich geholfen hat nur das Putzen und Abschöpfen per Hand.“ Reiner Metzger

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