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■ BerlinalienHexenjagd

Warum Mrs. Ryder nicht in Berlin sei, wollte der italienische Kritiker auch gleich auf der Pressekonferenz zu „Hexenjagd“ vom Regisseur Nicolas Hynter wissen. „Sie dreht in Los Angeles.“ Ob es vielleicht etwas mit Scientology zu tun hätte? Irritiert antwortete Hynter: „Nee, die jagt in L.A. Aliens.“ Schluß mit Scientology? Denkste! Was Hynter selbst von der Diskussion um Scientology in Deutschland halte, wollte der amerikanische Kritiker wissen. „Keine Ahnung, ich habe damit nichts zu tun.“ Der andere Amerikaner ließ nicht locker: ob Hynter glaubt, daß sich deutsche Politiker seinen Film über Hexenjagd im Amerika des 17. Jahrhunderts anschauen sollten. „Ich wünsche mir, daß sich jeder diesen Film anschaut, gern auch die deutschen Politiker.“ Und was er zu der Sache mit Tom Cruise sage? Sein Gesicht verriet, daß Hynter gerne „damned“ geflucht hätte. Statt dessen sagte er, er könne verstehen, daß Leute aus Hollywood das Protestschreiben an die Bundesregierung unterschrieben hätten, weil sie einfach gerne mit Tom Cruise arbeiteten, „ich habe jedenfalls nichts damit zu tun“. Eigentlich eine gute Antwort auf so viele unerquickliche Fragen. Wenn da nicht der französische Kritiker gewesen wäre: „Haben auch Sie das Protestschreiben unterschrieben?“ Hynter: „No!!!“ Der französische Kritiker hatte eigentlich etwas anderes wissen wollen, über die heutige Bedeutung des McCarthyismus oder so. Daß man angesichts eines Films über kollektiven Verfolgungswahn auch nach anderen Erscheinungsformen der Paranoia fragen kann, schien den meisten Anwesenden legitim. Daß allerdings die Jagd auf Aliens auch zu dieser Disziplin gehört, glauben wahrscheinlich nicht mal deutsche Politiker. Aber fragen kann man ja mal...

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