■ Standbild: Tüchtig-gründlich
„Die Rettungsflieger“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF
„Vier Freunde im Einsatz: Täglich setzen sie ihr Leben aufs Spiel, um andere Menschen zu retten.“ Diese Anmoderation ist an sich schon Grund genug, sofort umzuschalten. Denn was danach kommt, kann man sich an einem Finger abzählen: Irgendwelche supersympathischen Jungspunde haben einen irre gefährlichen Beruf (Rettungsflieger), der sie in hochspannende Situationen bringt (Landung mitten in Hamburg), die sie aber mit vollem Engagement und guter Laune lösen (vierjähriges Mädchen überlebt), worauf ihnen alle Herzen zufliegen (Mutter dankt tränenreich).
Selten hat man eine so tüchtig-gründlich durchkonstruierte Serie gesehen. Die Musik wummert wie in „Independence Day“, und die Ärzte sind zuvorkommend wie in der „Schwarzwaldklinik“. In der Bundeswehr-Heli-Besatzung sitzen ein Junggeselle, eine Geschiedene, ein Familienvater und ein verlorener Sohn. Während die Zuschauer vor Langeweile Haarausfall bekommen, verliebt sich der Junggeselle, und der verlorene Sohn versöhnt sich mit seinem Vater. Dazwischen werden dramatische Einsätze geflogen. Mal raten, was weiter passiert: Die Geschiedene findet einen Neuen, und der Familienvater bekommt Eheprobleme. Vielleicht haben sie auch eine Affäre. Und dazwischen werden dramatische Einsätze geflogen. Und das, wenn die Quote es will, dreihundert Folgen lang durch das Jammertal der Vorabend-Konfektion.
Eigentlich wäre über „Die Rettungsflieger“ nichts weiter zu sagen – wären sie nicht so auffällig staatstragend: soldatisches Leben, einmal ganz anders. Soldaten sind Mörder? Stimmt gar nicht. Soldaten sind Retter! Und sie trinken niemals Alkohol. Der Fernseher ist eben eine Märchenkiste. Stefan Kuzmany
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