: Deutsch-nicht-deutsch
■ Kinder malen, und SPD-Politiker protestieren gegen Visumpflicht
Eine fröhliche und eine traurige Hälfte haben die collagierten Selbstporträts, die seit gestern in der Internationalen Begegnungsstätte St. Pauli (DAB) zu bewundern sind. „Weil wir sowieso fröhlich sind, aber weniger Geld vom Staat bekommen“, erklärte einer der jungen Künstler.
Thema der „Kinderausstellung“ mit Bildern und fotografischen Experimenten ist die deutsch-nicht-deutsche Identität von MigrantInnenkindern in St. Pauli. Der Anlaß für die MitarbeiterInnen der DAB, die Ausstellung zu organisieren, war die „Kindervisumpflicht“, die Bundesinnenminister Manfred Kanther am 15. Januar per Eilverfahren angeordnet hat.
Die Kanthersche Verordnung sieht vor, daß alle Kinder unter 16 Jahren aus der Türkei, Marokko, Tunesien und Ex-Jugoslawien nunmehr in Deutschland eine Aufenthaltsgenehmigung und beim Grenzübertritt ein Visum brauchen. Etwa 30.000 Kinder sind davon in Hamburg betroffen. Ein großer Teil von ihnen wird weder Visum noch Aufenthalt genehmigt bekommen, denn in Deutschland bleiben dürfen nur diejenigen, deren beide Elternteile hier – verheiratet – leben und ein eigenes Einkommen haben.
Olaf Scholz vom Hamburger SPD-Landesvorstand hat die neue Regelung gestern attackiert: „Über 10.000 Hamburger Kinder müßten jetzt eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, obwohl sie schon lange hier bei ihren Eltern leben.“ Innensenator Wrocklage werde sich im Bundesrat entsprechend verhalten. Auch Friedhelm Krösche vom Büro des Hamburger Ausländerbeauftragten kritisierte die Verordnung gestern wegen unnützen Verwaltungsaufwands: Von den Kindern gehe keine Mißbrauchsgefahr im Sinne des Asylrechts aus. uwi
DAB, Simon-von-Utrecht-Straße 4f. Kinderausstellung täglich 11 bis 18 Uhr, bis Mitte März
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