Kommentar (zu S.22): Papisten
■ Wenn das Personal mauert
Viel Kloppe gab's gestern für die Radio-Bremen-Oberen Hoffmann, Geyer und Berg – und ein paar Ohrfeigelchen haben sie tatsächlich verdient. Es kommt ganz schlecht an, wenn die MitarbeiterInnen eines Senders per Zeitung erfahren, welche Zukunftskonzepte für sie auf der Chefetage ausgekocht werden.
So weit, so berechtigt ist die Aufregung um die drei Zukunftswerker. Aber die Erklärungen der organisierten Sender-Belegschaft gehen doch weit über die Kritik an der Stilfrage hinaus. Offensichtlich denken immer noch viele in der Anstalt, die Millionen aus dem ARD-Finanzausgleich würden fließen immerdar. Wie die Lehrergewerkschaft, die mit der Bremer Haushaltskrise gar nichts zu tun hat. Hier wie da: Die andern werden uns schon weiter alimentieren – und die Erde ist eine Scheibe. Erklärungen von Gläubigen, von Papisten, die den Galileos in der Stadt am liebsten den Mund verbieten würden. Schlimm genug, daß Radio Bremen-Intendant Klostermeier dieser Linie auch noch das Wort redet. Im Ernst glaubt doch wohl niemand daran, daß Radio Bremen um Umstrukturierungen herumkommt, um die Erhöhung der Einnahmen, notfalls auch durch Teilprivatisierungen von Produktionsbetrieben. Sonst: Sendeschluß.
So gesehen fällt der Tadel für das geschwätzige Kantinen-Trio milder aus. Sie haben eine Tür aufgemacht, ungeschickt zwar und quietschend. Aber nötig war's schon. Jochen Grabler
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