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Mandela kündigt Treffen mit Mobutu an

Südafrika versucht bei strenger Nachrichtensperre, die Bürgerkriegsparteien in Zaire an einen Tisch zu bekommen. Doch wer wo mit wem verhandelt, ist nicht bekannt  ■ Aus Kapstadt Kordula Doerfler

Eine Initiative Südafrikas, die verfeindeten zairischen Bürgerkriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bewegen, kommt offenbar nicht voran. Bis gestern nachmittag war in Kapstadt unklar, ob überhaupt noch Vertreter der zairischen Regierung und der Rebellen im Land sind, um zu verhandeln. Präsident Nelson Mandela vermeldete jedoch einen anderen „großen Erfolg in den Friedensbemühungen“: Afrikanische Staatschefs könnten sich am 19. März mit Zaires Präsident Mobutu Sese Seko treffen, sagte er vor Journalisten in Stellenbosch bei Kapstadt. Vorher müsse er noch mit dem kenianischen Präsidenten Daniel Arap Moi sprechen, der die afrikanischen Friedensbemühungen koordiniert. Vorrangiges Ziel sei im Augenblick nicht, Mobutu mit Rebellenführer Laurent Kabila zusammen zu bringen.

Das sah in der vergangenen Woche noch ganz anders aus. Am Mittwoch hatte Mandela vollkommen überraschend angekündigt, daß sich Kabila und ein Vertreter Mobutus am folgenden Tag in Kapstadt treffen würden, um einen Friedensplan seines ugandischen Kollegen Yoweri Museveni zu beraten. Mandela hatte ihn am gleichen Tag gemeinsam mit den Präsidenten von Simbabwe, Botswana und Mosambik getroffen. Mit seiner Ankündigung war er jedoch unabgesprochen vorgesprescht; er zog sich damit nicht nur den Ärger der ugandischen Seite zu, sondern gefährdete auch den Erfolg der Gespräche, die streng geheim bleiben sollten. Es folgte ein Verwirrspiel, in dem eine Falschmeldung die nächste jagte, bis eine Nachrichtensperre verhängt wurde.

Als unrichtig erwiesen haben sich in jedem Falle Meldungen, denenzufolge sich Rebellenchef Laurent Kabila selbst seit Donnerstag in Kapstadt aufhält. Er ließ am gleichen Tag aus Bukavu erklären, er verhandle allenfalls mit Mobutu persönlich, schickte jedoch seinen Berater Bizima Karaka nach Kapstadt. Gesprächsbereitschaft signalisierte Kabila auch insofern, als er neue Angriffe solang verschieben wollte, als in Kapstadt Bemühungen um Verhandlungen liefen. Am Sonntag verstärkten sich die Kämpfe im Osten Zaires jedoch wieder.

Während die Rebellen in Gesprächen nichts zu verlieren haben, lehnt die zairische Regierung weiterhin jegliche Verhandlungen strikt ab. Mobutus Neffe und Sicherheitsberater Nganda Nzambo Ko Ayumba hielt sich in der vergangenen Woche zwar in Südafrika auf. Keinesfalls werde er mit einem Vertreter der Rebellen verhandeln, betonte er in einem Radio-Interview. Der südafrikanische Vizepräsident Thabo Mbeki soll aber versucht haben, an einem geheimen Ort zwischen den beiden Fraktionen zu vermitteln. Ob sich die Bürgerkriegsparteien getroffen haben, wollte Mandela auch gestern nicht sagen.

Erst in den vergangenen Monaten ist in der südafrikanischen Außenpolitik stärker das Bemühen zu erkennen, sich mit innerafrikanischen Konflikten zu befassen und auch als Vermittler aufzutreten. Seit er den Vorsitz innerhalb der Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika (SADC) übernommen hat, der 12 Länder angehören, hat der Druck auf Südafrika zugenommen. Seither mehren sich auch die Anzeichen, daß Südafrika seiner oft proklamierten Rolle als neue demokratische Macht auf dem Kontinent gerecht werden will.

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