Kommentar: Abrüsten!
■ In eigener und Borttschellers Sache
Preisfrage: Was haben JournalistInnen und PolitikerInnen gemeinsam? Die am deftigsten austeilen, können am schlechtesten einstecken. Daß Ralf Borttscheller so vergrätzt auf seine Niederlage im Prozeß gegen die taz reagiert, daß er jeden Kommentar verweigert – was so gar nicht seine Art ist – und daß der Konflikt um die Zulassung zu einem läppischen Hintergrundgespräch derart eskalieren konnte, daß sich drei gestandene Richter und zwei ehrenamtliche Beisitzer damit beschäftigen mußten, das ist schlicht ein Zeichen für überzogene Eitelkeit. Die ist uns auch nicht so ganz fremd, wenn sie auch selten bis vor die Gerichte ausgelebt wird.
Bei dieser Disposition könnte der Krawall zwischen Senator und Presse nun munter und mit anderen, mit neuen Mitteln weitergehen. Unsereins verrennt sich leicht mal, und der Innensenator sowieso. Derlei liebevolle Feindschaften sind eine Weile unterhaltsam, auf Dauer aber todlangweilig.
Das Urteil könnte ein Signal zur inneren Abrüstung sein. Und die täte allen Seiten gut. Der Bremer Innenpolitik sowieso. Denn bei aller gemeinsamen Eitelkeit zwischen MacherInnen und SchreiberInnen: Am Ende ist ein verbissener Innensenator, halten zu Gnaden, doch gefährlicher als aufgeplusterte JournalistInnen. Polizeitruppen sind dann doch wirksamer als gespitzte Bleistifte.
Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen