■ Die Zeichen deuten auf Bürgerkrieg. Der Süden Albaniens ist seit Tagen in hellem Aufruhr. Die Rebellen fordern ebenso wie Abgesandte des Europarats und der EU Neuwahlen von Präsident Berisha. Doch der lehnt jedes Zugeständnis ab.
: Ein Spie

Die Zeichen deuten auf Bürgerkrieg. Der Süden Albaniens ist seit Tagen in hellem Aufruhr. Die Rebellen fordern

ebenso wie Abgesandte des Europarats und der EU Neuwahlen von Präsident Berisha. Doch der lehnt jedes Zugeständnis ab.

Ein Spieler am Ende?

Albaniens Präsident Berisha und die Aufständischen im Süden des Landes steuern weiter auf eine immer gefährlichere Auseinandersetzung zu. Trotz des guten Zuredens einer Delegation des Europarats und des holländischen Außenministers van Mierlo als EU-Abgesandter weigerte sich Berisha gestern nachmittag überraschend, Neuwahlen anzusetzen. Noch am Donnerstag abend hatte er sich bei einem Gespräch mit der Opposition verständigungsbereit über dieses Thema gezeigt. Er hatte auch die Ernennung eines neuen Ministerpräsidenten in Aussicht gestellt, der für alle Parteien akzeptabel sei. Davon wollte er gestern nichts mehr wissen. Die Situation werde mit friedlichen Mitteln gelöst werden – dies war das einzige, was die enttäuschte Europaratsdelegation von ihm erfuhr.

Die Rebellen andererseits, deren wichtigste Forderung Berishas Rücktritt und sofortige Neuwahlen sind, wollen die in den letzten Tagen aus Armeedepots erbeuteten Waffen nicht abgeben. Dies war die Bedingung für die seit Freitag morgen geltende 48stündige Feuerpause, die der nationale Sicherheitsrat am Donnerstagabend verkündet hatte. Ein Abgesandter Berishas, der die Rebellen zur Waffenabgabe überreden wollte, wurde bei Tepelena von ihnen festgenommen. Auch Oppositionsführer Pandeli Majko traut den Zusagen der Regierung nicht. „Es handelt sich lediglich um die 48stündige Unterbrechung eines Blutbades“, sagte der Politiker.

Die Bewohner der südalbanischen Hafenstadt Vlorä begründeten ihre Weigerung zur Abgabe der Waffen damit, daß die Armee die Stadt noch immer umstellt habe. Sie fürchteten Repressionen und Racheakte, sagten Vertreter der Aufständischen am Freitag. Die Rebellen in Vlorä machen die Einsetzung einer Technokratenregierung, Neuwahlen und den Abzug der Armee zur Bedingung für die Abgabe ihrer Waffen. Die Aufständischen in der Stadt Sarandä lehnten bereits am Donnerstag abend ab, ihre Waffen niederzulegen. In Vlorä wurden bis Freitag 27 Menschen in einer Woche getötet. Jüngstes Todesopfer waren eine Mutter und ihr Sohn.

Die Vertreter des Europarates hatten dem Staatschef vorgeschlagen, eine neue Verfassung und ein neues Wahlgesetz zu verabschieden und danach Neuwahlen abzuhalten. Die Lage sei jetzt verfahren, sagte ein Delegationsmitglied, das nicht genannt werden wollte.

Die USA und Italien haben nach Angaben ihrer Verteidigungsminister William Cohen und Beniamino Andreatta Pläne vorbereitet, um notfalls ihre Staatsbürger aus Albanien zu evakuieren. Dies sagten die Politiker auf einer Pressekonferenz in Rom. Gegenwärtig bestehe sei es jedoch noch nicht nötig, diese Pläne in die Tat umzusetzen. afp/dpa/taz