Währungsfonds gibt Kredite für Wohlverhalten

■ Kambodscha holzt angeblich weniger Tropenwald ab. Aber es wird weitergerodet

Bangkok (taz) – Mit Zuckerbrot und Peitsche versucht der Internationale Währungsfonds (IWF), Kambodschas Politiker zum Schutz der Regenwälder zu zwingen. Erst im November hatte sich der IWF geweigert, einen versprochenen Kredit auszuzahlen, weil die Regierung nichts gegen die Abholzung tat. Jetzt will die Finanzorganisation ihren Boykott aufgeben, da sich die Forstpolitik der Regierung gebessert habe.

Der IWF wird im Mai 20 Millionen Dollar an Phnom Penh überweisen – die vierte Tranche eines dreijährigen Kreditprogramms. Bedingung: Die Regierung müsse weiterhin gegen illegale Abholzung und Exporte vorgehen. Damit können die kambodschanischen Politiker vorerst aufatmen. Ausländische Regierungen und Institutionen finanzieren 40 Prozent des Haushaltes.

Mit seiner Entscheidung belohnt der IWF, daß Phnom Penh Ende Dezember die Grenze nach Thailand für den Export von Edelhölzern geschlossen hat. Das Nachbarland ist bislang wichtigster Abnehmer der Baumstämme. Allerdings hat dieser Schritt nicht dazu geführt, daß weniger Bäume gefällt werden. Erst kürzlich hatte die Umweltorganisation „Global Witness“ der Regierung und den Militärs in Phnom Penh vorgeworfen, beide Augen zuzudrücken, wenn malaysische und taiwanesische Unternehmen riesige Flächen kahlschlagen.

Die Regierung hatte lange Zeit versucht, die Vorwürfe zu entkräften. Bei den verkauften Hölzern handele es sich um bereits vor dem Verbot gefällte Bäume, hieß es in Phnom Penh – eine Behauptung, die „Global Witness“ bei Kontrollen an der Grenze widerlegte.

Waren Anfang der sechziger Jahre noch 75 Prozent Kambodschas von Wäldern bedeckt, sind es heute nicht mehr als 40 Prozent. Derzeit wächst in Thailand, dessen Holzfirmen sich nach dem Kahlschlag im eigenen Land nun vor allem aus Kambodscha, Birma und Laos versorgen, der Druck, die Grenzen wieder zu öffnen.

Außenministerium und der Nationale Sicherheitsrat wollen laut Bangkok Post in diesen Tagen darüber beraten, wie sie Holzimporte aus dem Nachbarland legalisieren können. Verärgert von der anhaltenden Kritik hatte Kambodschas Premierminister Hun Sen kürzlich erklärt: Wenn die internationalen Geldgeber „uns die Unterstützung entziehen, dann müssen wir mehr Bäume fällen“. Jutta Lietsch