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Das PortraitKritiker und Provokateur

■ Sri-Bintang Pamungkas

„Ich fürchte mich nicht vor dem Gefängnis, ich habe meine Tasche längst gepackt“, hat Sri-Bintang Pamungkas kürzlich gesagt. Der 50jährige indonesische Oppositionspolitiker wußte: Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei ihn abholen würde. Das hinderte Pamungkas in den letzten Wochen jedoch nicht daran, Präsident Suharto zu verärgern. Seine offiziell nicht zugelassene „Vereinigte Demokratische Partei Indonesiens“ forderte lautstark den Boykott der Parlamentswahlen im Mai. Das Wahlsystem sei undemokratisch, sagte er, und die Oppositionsparteien hätten keine Chance.

Dafür erhielt der Wirtschaftswissenschaftler und Dozent in der vergangenen Woche die Quittung: Er wurde zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern seiner Partei verhaftet und soll nun wegen „Subversion“ vor Gericht gestellt werden. Darauf kann die Todesstrafe verhängt werden.

Der Ex-Abgeordnete Pamungkas ist Suharto seit Jahren ein Dorn im Auge. 1995 flog er aus dem Parlament, weil er dem Staatschef Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen hatte. Seitdem gehört der verheiratete Vater von zwei Kindern zu den feurigsten und freimütigsten Kritikern der Regierung, ist Einzelkämpfer inmitten einer zersplitterten indonesischen Oppositions- und Bürgerrechtsbewegung.

Gut gekleidet und eloquent tritt Pamungkas gerne vor die Öffentlichkeit – und liebt dabei die Provokation: Er werde sich 1998 bei den Präsidentschaftswahlen selbst zum Kandidaten aufstellen lassen, verkündete er im vergangenen Jahr. Dabei weiß jedes Kind in Indonesien, daß Suharto keinen Rivalen duldet. „Ich werde auf jeden einprügeln, der mich aus dem Amt vertreiben will“, hat der Staatschef erst letzte Woche wieder betont. Für Opposition sei in seinem Land kein Platz und sie sei in der Verfassung auch nicht vorgesehen.

Pamungkas ist auch in Deutschland bekannt: Als Suharto 1995 die Hannoveraner Messe besuchte, hielt der Oppositionelle in Berlin einen Vortrag vor Studenten, bei dem kritische Bemerkungen über die Regierung fielen. Irgend jemand nannte den Präsidenten einen „Diktator“. Kaum war Pamungkas wieder in Jakarta, verurteilte ihn ein Gericht zu 34 Monaten Haft wegen Verleumdung Suhartos. Er ging in die Berufung, doch das Oberste Gericht hat darüber noch nicht entschieden. Jutta Lietsch

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