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Unterm Strich

Neun Tage nach seinem Tod am 7. März ist Martin Kippenberger in Berlin mit dem Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste geehrt worden. In der Akademie, wo der Leiter der Berlinischen Galerie, Jörn Merkert, die Laudatio hielt, wurde eine Gedenkminute eingelegt. Daß die Ausstellung und die Preisverleihung nunmehr zu einer Totenfeier geraten seien, so Merkert in seiner Rede, werde Kippenberger, wenn er denn zusieht, wahrscheinlich köstlich amüsieren. Das nämlich sei exakt die Prise Sarkasmus, mit dem der Künstler dem von ihm oft verhöhnten Kulturbetrieb selbst gegenübergetreten sei. Von seiten der Akademie als einem Teil des Kulturbetriebs hieß es, Kippenbergers Werk sei international als eine der provokantesten und vielseitigsten Positionen zeitgenössischer Kunst bekannt. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Mark war dem an Leberkrebs erkrankten Kippenberger bereits im letzten Jahr übergeben worden. Den Kollwitz-Preis fürs laufende Jahr erhielt die 1951 geborene Designkünstlerin und Fotografin Astrid Klein.

An fünf „ausländische Kenner deutscher Geschichte und Kultur“ werden am Ende der Woche die Goethe-Medaillen 1997 verliehen. Für ihre Verdienste um die Verständigung zwischen Deutschland und ihren Heimatländern werden der Germanist Sebastian k. Bemile (Ghana), der Komponist Rolf Liebermann (Schweiz), der bekannte Installationsartist Nam June Paik (Korea/ USA), der Historiker Gian Enrico Rusconi (Italien) sowie der Jurist und Übersetzer Miguel Saenz Sagaseta de Ilurdoz (Spanien) ausgezeichnet.

Ein Trend zum „schlanken Theater“ zeichnete sich auf den ersten „Theater-Controlling-Tagen“ im thüringischen Nordhausen ab. Die Theaterverantwortlichen aus der Management-Ebene, die aus ganz Deutschland herbeigeeilt waren, ließen sich von Referenten zeigen, wie Häuser mit Hilfe des Controlling effizienter geführt werden können, so daß Mittelkürzungen dann nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen. „Schlagworte“ wie „Kostenoptimierung“, „Projektmanagement“, berichtet dpa, seien gefallen sowie immer wieder besagtes „Controlling“ in den Varianten „operatives“ sowie „strategisches Controlling“. Es gab indes auch antiutilitaristische Invektiven. Die Schauspielhäuser seien ein Reservat der bürgerlichen Gesellschaft gewesen, in dem Ideale und Phantasie bewußt höher gestanden hätten als das Materielle. Nun werde auch dieses von den Methoden der Rentabilität beherrscht, sagte Christoph Nix, Intendant der Theater Nordhausen und Sondershausen.

Stirnrunzeln und Bemühungen um Controlling auch bei den Kunsthändlern. „Mit Sorge“, so der Vorstandssprecher der rheinischen Kunsthändler, Martin Schmitz, am Freitag in Köln anläßlich der Eröffnung der Westdeutschen Kunstmesse, müsse man hierzulande feststellen, daß sich nach den Währungsveränderungen der vergangenen Monate der Erwerb von Kunst in den USA oder England um bis zu 20 Prozent verteuert habe. Das Preisniveau könne also „nicht gerade als hoch angesehen“ werden. Insgesamt allerdings gehe es dem deutschen Kunsthandel ja noch gold, er könne als „stabile Branche“ angesehen werden, so Schmitz.

Richey Edwards, der seit dem 1. Februar 1995 spurlos verschwundene Sänger der britischen Manic Street Preachers, soll nach Angaben der ermittelnden Polizeistellen im indischen Goa gesehen worden sein. Die Collegelektorin und Musikerin Vyvyan Morris aus Swansea will ihn auf einem Hippiemarkt erkannt haben. „Ich kann natürlich nicht 100prozentig sicher sein“, erklärte sie dem britischen New Musical Express, der, wie alle britischen Musikblätter, regelmäßig die neuesten Richey-Gerüchte bringt, „aber ich bin sicher, er war's. Ich denke, er ist immer noch in Indien und möchte in Ruhe gelassen werden.“ Richeys Mutter, die auch daran glaubt, daß ihr Sohn noch am Leben ist, nahm's vorerst gelassen. „Die Polizei soll es erst mal überprüfen. Vorher fliegen wir nicht, behalten die Sache aber im Auge.“

Immer Ärger mit Larry: Der slowakische Staatspräsident Michal Kovac hat sich am Sonntag der Kritik der katholischen Kirche am Plakatmotiv zu „Larry Flint – Die nackte Wahrheit“ angeschlossen. „Eine massenhafte Präsentation dieses Plakates“ widerspreche „dem Geist unserer Gesellschaft“, wurde Kovac im staatlichen Radio zitiert. „Symbole zu verwenden, die Religion und Lebensweise von Millionen Menschen auf solch beleidigende Weise ausdrücken, überschreitet meiner Ansicht nach erlaubte Grenzen.“ Anfang der vergangenen Woche hatte der katholische Erzbischof Jan Sokol an die führenden Repräsentanten der Slowakei appelliert, sich für ein Verbot stark zu machen. Eine Ethikkommission soll sich demnächst mit dem Fall befassen.

Für die Förderung von zwei Kinder- und Jugendfilmen sowie von einem Drehbuchprojekt hat das Bundesinnenministerium 1,07 Millionen Mark rausgetan, lockergemacht, wie man so sagt. Michael Schoemanns Zeichentrick-Tierfilm „Millionaire Dogs“ erhält 650.000 Mark Zuschuß, „Kleine Engel“ von Chris Bould über eine deutsch-amerikanische Jungenfreundschaft kriegt 400.000 Mark.

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