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■ NachschlagCalypso und Trommelwunder: Götz & Nancy in der Bar jeder Vernunft

Daß man ihn in Puerto Rico den „Mamboman“ nennt, ist eine der Geschichten, die der Münsteraner Rockabilly- und Swingexperte Götz Alsmann bei seiner aktuellen Show zusammen mit der amerikanischen Kabarettistin Nancy Buell erzählt. „Dr. Bop“ Alsmann, dem Fernsehzuschauer als souveräner Entertainer und Moderator von mehr oder weniger drolligen Abendshows bekannt, klimpert dazu virtuos wie Harry Connick Jr. auf dem Klavier, singt charmant wie Dean Martin „Ain't she sweet“ und „Stups – mein Herz braucht dringend einen Schubs“ und reißt verschmitzt wie Theo Lingen Witze. Nancy Buell klebt zu jedem Song andersfarbige Federn an ihr Dekolleté (Nancy: „Feathers are in“) und trällert sich mit verschleiertem Blick durch die ganze Palette der Grande Dames de la Chanson.

Frau Buell, die sich nach Theaterinszenierungen in den USA, Performances als weiblicher Clown (hier sei noch einmal betont, daß es das Wort „Clownin“ nicht gibt) und der Mitwirkung in der Show „Pomp, Duck and Circumstances“ bei einem Fernsehauftritt mit Götz anfreundete, hat auf der Bühne des Varieté Chamäleon schon Berlin-Erfahrungen gesammelt. Herr Alsmann ist seit 1971 als Musiker auf Tour und im Studio, hebt allein durch seinen Charme das Niveau der Fernsehsendungen, die er moderiert. Kongenial begleitet von der Götz Alsmann-Band, versuchen Götz und Nancy mit dieser Show eine Fusion von musikalischer Stand-up-Comedy mit einer Vamp-Parodie. Im Duett singen die beiden auch, größtenteils schöne, alte Country & Western-Songs.

Spaßhöhepunkte des Abends sind aber immer, wenn Götz zwischen und zu den Songs gemeine Geschichten zum Besten gibt: wie Bassist Mike „The Snake“ Müller früher versucht hat, den Frauen nachzupfeifen, warum der Papst bei seinem Besuch in Memphis/ Tennessee den Bodenkuß fast auslassen mußte und über Christian Anders' Frisur und dessen erfolgreiche Suche nach der Erleuchtung. Dann spielt der westfälische Mamboman den Vatikan-Rag, und Bongospieler „Das Trommelwunder“ Markus hebt an zu einem neuen Calypso. Und wer immer noch über fehlenden deutschen Humor oder unzureichende, beim Ami abgekupferte Entertainmentqualitäten jammert: Hier ist ein eins a Gegenbeispiel. Jenny Zylka

Bis 23.3., 20.30 Uhr, Bar jeder Vernunft, Schaperstraße

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