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■ Welt Weit GrönlingDie Messe mit der Maus

Uff, das wär' mal wieder geschafft. Eine Woche CeBIT, eine Woche lang noch schnellere, schönere und buntere Hard- und Software, noch klügere Internet- Strategien und noch mehr Fehlerkorrekturen von Microsoft. Na ja, entschuldigt haben sie sich wenigstens, ganz kleinlaut, so was ist man nicht gewohnt.

Und all die revolutionären Neuheiten! Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Mit dem neuen Satellitentelefon kann ich jetzt aus der Antarktis die Redaktion anrufen. Zweihundert Mobilfunktarife gibt es inzwischen, da findet sich niemand mehr zurecht. Und ob Hard oder Soft, es ist immer dasselbe: Kaum hat man sich einen neuen Rechner, ein neues Programm zugelegt, da ist alles schon wieder veraltet.

So eine Messe schlägt ganz schön auf den Magen, die grellbunte Informationsflut ist nicht so schnell verdaut. Am Sonntag kam Carsten zurück, er mußte zuerst einmal ein Fußbad nehmen. „Ich hab' dich gar nicht gesehen“, sagte er, „wir wollten uns doch auf der CompuServe-Party treffen?“ Nein, ich war nicht auf der Party. Denen geht es doch so schlecht, daß ich ihnen nicht noch das Buffet leer futtern wollte. Inzwischen sind sie auch in Deutschland von AOL überholt worden, da schmier' ich mir besser 'ne Stulle.

Aber Carsten ließ nicht locker. Er wollte wissen, wo ich denn überhaupt gewesen sei. Schließlich hat mich von den anderen auch niemand gesehen. Nun war die Sekunde der Wahrheit gekommen. Im Angesicht seiner qualmenden Füße mußte ich eingestehen, daß ich überhaupt nicht in Hannover war. Diesmal hatte ich einfach keine Lust, an Messeständen den Grinsemann zu machen. Wozu auch? Wenn es wirklich wichtige Neuheiten gibt, dann erfahre ich das sowieso. Dafür hat allein schon die virtuelle CeBIT im Internet gesorgt. Das muß man der Messe AG und den Ausstellern, die ihre Produkte ins Netz gestellt haben, schon lassen: Noch nie war eine CeBIT so gemütlich. Schön daheim mit ausgestreckten Füßen von einer Sensation zur nächsten klicken. Jeden Tag, denn schon morgen gibt's ein neues Update.

Wunderbar, genau so muß das sein. Wenn in Hannover Landebahnen zu Parkplätzen werden und die Straßenbahn so voll ist wie die U-Bahn in Tokio, wenn es im Umkreis von hundert Kilometern kein Hotelzimmer mehr gibt und man an den Messeständen noch nicht mal einen Kaffee bekommt – dann muß ich dort nicht auch noch herumwuseln. Die Leute, mit denen ich mich locker verabredet hatte, treffe ich lieber auf der Buchmesse in Leipzig. Dieter Grönling

groenling@compuserve.com

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