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■ QuerspalteTheo W. und das Tischtuch

Theo Waigel ist ein wohlerzogener Mensch. Er blättert abends vor dem Schlafengehen häufig im „Einmaleins des guten Tons“ und erfährt dabei alles über Tischdecken, Tischsitten und Umgangsformen. Doch neuerdings soll Theo Waigel ganz ungehörige Dinge sagen: „Edmund, wenn du so weitermachst, dann ist das Tischtuch zwischen uns endgültig zerschnitten“, habe er per Telefon ins Chefzimmer der bayerischen Staatskanzlei gebrüllt. So melden es die Gazetten.

Darf Theo Waigel das, fragen wir uns verunsichert: Tischtücher zerschneiden, wo er doch Haushaltslöcher stopfen sollte? Und wenn sich ein solcher Schnitt partout nicht vermeiden läßt, drängen sich weitere Fragen auf: Kann Waigels Generalsekretär (der Mann mit der Metzgersphysiognomie) dabei assistieren, oder zerschlägt er zuviel Porzellan? Welche Anrede wählt ein höflicher Mensch wie Theo Waigel beim Tischtuchzerschneiden für den bayerischen Ministerpräsidenten? Eine unverfänglich-distanzierte Anrede oder jene, die Max Streibl einmal bei einer CSU-Weihnachtsfeier für Franz Josef Strauß benutzt haben soll: „Du bist das größte Arschloch, das ich kenne.“ Fragen über Fragen — und keine anständigen Antworten.

Nur ungern geben wir es zu, doch das „Einmaleins des guten Tons“ läßt uns recht allein. An dieser Stelle könnte man das Büchlein der geschätzten Dr. Gertrud Oheim also zur Seite legen — zumal sie bei „Streitigkeiten unter Arbeitskollegen“ empfiehlt: „Man läßt die Kampfhähne ihren Disput am besten selbst austragen.“ Aber erstens ist nichts so nett zu beobachten wie CSU-Familienkrach. Und zweitens bietet Gertrud Oheim an anderer Stelle doch noch wertvolle Hinweise: „Liebe erstickt oft an kleinen Dingen“, läßt sie wissen und macht den Partnern Edmund und Theo deutlich, daß eine gute Beziehung auch Verzicht bedeutet: „Eine Ehe führen heißt nun einmal Opfer bringen, sich beherrschen und auch verzichten.“ Ob damit Theo Waigels Parteivorsitz gemeint ist? Wir vermuten: ja. Felix Berth

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