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Die Stadt gelüstet es nach Eigentum

■ Alleinerziehende fürchten um Wohnprojekt auf Zeisewiese

Eigentumswohnungen sind für die Stadt billiger und pflegeleichter als öffentlich geförderte Sozialbauten. Deswegen könnte das geplante Frauen-Wohnprojekt auf der Zeisewiese in Altona scheitern, fürchten die alleinerziehenden Mütter vom Verein rosaluxuslilalottaburg. „Wir sind die finanziell schwächste der sieben Gruppen, die auf der Zeisewiese bauen möchten. Das steht den Gelüsten der Liegenschaftsverwaltung entgegen, dort Privatwohnungen zu errichten“, vermutet Vereins-Initiatorin Anita Friedetzky.

„Es gibt keinen Zusammenhang zwischen den Eigentums- und den Frauenwohnungen“, widerspricht die Pressesprecherin der Finanzbehörde, Annette Verhein-Jarren. Für das Baugelände gebe es einfach mehr Bewerber als Grundstücke. „Beteiligt wurde, wer die längere Wartezeit hatte.“ Den 20 rosaluxus-Frauen wurde mitgeteilt, daß sie im ersten Bauabschnitt leider „nicht zum Zuge kommen könnten“. Sie planen ja auch erst seit Mai 1993.

Seitdem sind die Kinder und die Dringlichkeit der Wohnung immer größer geworden. „Wenn nicht bald etwas passiert, bricht die Gruppe auseinander“, glaubt Architektin Iris Neitmann, die von Oberbaudirektor Egbert Kossak als Koordinatorin der verschiedenen Bau-Projekte eingesetzt wurde. Insgesamt sollen auf der städtischen Zeisewiese 129 Wohnungen entstehen, 20 davon für die Frauen, eine private Investorin ist längst gefunden.

„Wenn die Stadt auf 14 ihrer geplanten 40 Eigentumswohnungen verzichten würde, hätten die Frauen immer noch Platz“, hat Iris Neitmann ausgerechnet. Am Freitag wird sie darüber mit der Liegenschaftsverwaltung verhandeln. Die beteuert, daß sie das Projekt unterstützen will. Nur eben nicht an diesem Standort. „Es könnte eine Möglichkeit an der Behringstraße geben“, so Verhein-Jarren. Zu späterer Zeit, versteht sich.

Die Frauen haben hingegen gehört, daß ihnen ein Grundstück in Allermöhe – „fern ab von Arbeitsplätzen und sozialen Kontakten“ – angeboten werden soll. Friedetzky: „Damit wir da als engagierte Frauen kostenlos für die Stadt Sozialarbeiterinnen spielen, oder was?“ hh

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