piwik no script img

Wie bringen wir unsere eigene Schule ins Netz?

■ Der Computer mit ISDN-Anschluß ist schon da. Jetzt fehlt nur noch die Website

Wirft man einmal einen Blick auf die verschiedenen Web-Seiten von Schulen, die zumeist mit Hilfe der Initiative „Schulen ans Netz“ im Internet präsent sind, so lassen viele davon ganz schön zu wünschen übrig. Zahlreiche technische Möglichkeiten bleiben vollkommen ungenutzt, oft findet man sogar nur eine einzelne Vorabseite, die seit Wochen darauf hinweist, daß bereits fieberhaft an der vollständigen Version gearbeitet wird. Schon in den nächsten Tagen, steht dann da, werde sie erscheinen – lächerlich.

Auch unsere Schule in Potsdam bewarb sich beim Projekt „Schulen ans Netz“ – mit Erfolg. Innerhalb der Projektkategorie „Einstiegsprojekt“ wurden uns ein Computer und ein ISDN-Anschluß mit einem monatlichen Guthaben zur Verfügung gestellt. Daher können sich unsere 600 Schüler jetzt täglich fast 40 Minuten Onlinezeit teilen!

Jedenfalls fanden wir uns in einer Gruppe mehr oder weniger Interessierter in immer regelmäßigeren Abständen zusammen, um den an die Aufnahme geknüpften Bedingungen gerecht zu werden, hauptsächlich aber, um erst einmal die Web-Seiten der Schule zu gestalten. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Ein paar Web-Seiten zu gestalten sollte nicht sonderlich schwer sein, dachten wir, schließlich haben etliche von uns schon eine eigene. Ein paar Texte, ein paar Bilder von der Schule und eine anfängliche Seitenstruktur sollten vorerst für die Präsenz im Internet genügen.

Tatsächlich war diese Vermutung weit gefehlt. Abgesehen davon, daß sich jeder und jede irgendwie in die Gestaltung der Seiten mit einbringen wollte, weshalb sich dieser Prozeß nur quälend langsam vollzog, gab es eine Menge weiterer Dinge zu beachten. Da wir die Seiten eben nicht für uns selbst, sondern für unsere Schule entwarfen, kam es zu langen Diskussionen über vermeintlich banale Fragestellungen. Wird eine mit Rendering-Techniken gestaltete Überschrift unserer traditionellen Schule gerecht? Kann ein Hintergrundbild aus Mauersteinen eventuell falsch interpretiert werden?

Wir mußten lernen, überhaupt eine Spur gewissenhafter vorzugehen, als das für die eigene Seite notwendig ist. Das Vorhaben, einen Teil eines Stadtplans zu scannen und auf der Seite zur Verfügung zu stellen, wurde erschwert durch die erforderliche Genehmigung des Landesvermessungsamtes. Bald lernten wir auch die kleineren Erfolge schätzen, und wir waren heilfroh, als wir endlich die Vorabseite fertig hatten.

Für mich selbst habe ich mir vor allem eines vorgenommen: Ich werde auf meinem nächsten Streifzug durchs Internet den Seiten anderer Schulen mit mehr Respekt begegnen. Marc Altmann

mcthree@berlin.snafu.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen