■ Am Rande: Techno nicht, aber „Frontpage“ tot
So konsumorientiert, wie es die Trendscouts immer proklamieren, scheint die Generation Rave doch nicht zu sein: Ihr selbsternanntes Zentralorgan Frontpage schleppte sie nur so lange stapelweise aus den Clubs, wie es dort kostenlos herumlag. Als das Magazin Anfang letzten Jahres mit einer Auflage von optimistischen 200.000 Exemplaren und Gegenwert einer viertel Ecstasy (5 Mark) an den Kiosk ging, erlahmte das Interesse ziemlich schnell. Gestern nun teilte die Geschäftsführung des Technomedia-Verlags den Mitarbeitern mit, daß das Heft eingestellt wird. Noch nicht mal eine Mainummer wird es mehr geben.
Das Ende der Erfolgsgeschichte kam somit recht zügig. Nach einem kometenhaften Aufstieg vom schwarzweißen DIN-A5-Blättchen zum meistgelesenen Fanzine der Technoszene hatte sich Ende 1995 sogar der Hamburger Großverlag Gruner+Jahr an einer Beteiligung interessiert gezeigt. Doch „Love Parade“-Miterfinder und Herausgeber Jürgen Laarmann, der fast jede Woche eine neue Evolutionsstufe der „rave society“ ausrief, setzte lieber auf Unabhängigkeit und machte eine völlig neue Erfahrung: Der Erfolg blieb freilich aus. Anfang des Jahres verlor Jürgen Laarmann dann vollends die Lust am Blattmachen und setzte mit Klaus Vogt (zuvor Szene-Hamburg) einen neuen Chefredakteur ein. Zu spät, wie es scheint. O.G.
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