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Zurüstungen für die Zeit nach dem Bankrott

■ Freundliche Übernahme: Claus Peymann wird Intendant des Berliner Ensembles

„Eine Lichtgestalt, die alle Probleme löst“, sei nicht leicht zu finden, sagte Stephan Suschke, Mitintendant des Berliner Ensembles, noch Anfang März. Vorschläge des Beratertrios für einen neuen Intendanten seien daher erst im Sommer zu erwarten. Jetzt aber steht schon fest: Claus Peymann, derzeit Direktor des Wiener Burgtheaters, soll der neue Intendant des BE werden. So wollen es die Gesellschafter des Theaters, und so begrüßt es Kultursenator Peter Radunski, über den Peymann noch im Februar sagte, er habe „nicht nur äußerlich gewisse Ähnlichkeiten mit dem Zigeunerbaron“.

Alles unter Dach und Fach also und nur noch Kleinigkeiten zu tun, wie die „Klärung“ von Geschäftsform und Leitungsstruktur des Theaters sowie der „finanziellen Bedingungen“. Was – in welcher Rechtsform auch immer – auf eine gesicherte Alleinintendanz Peymanns hinauslaufen wird und auf eine erhöhte Subventionierung (momentan 24 Millionen).

Ist also Claus Peymann eine „Lichtgestalt“ im Suschkeschen Sinne? Wenn er im Herbst 1999 seinen Dienst antritt, ist der gebürtige Bremer 62 Jahre alt und wird seine Karriere (Bochum! Wien!!) kaum noch toppen können. Macht nichts, mit alten Männern hat das BE Erfahrung, und die jüngeren, die jetzt am Zuge sind – neben Suschke der Dramaturg Claus Hegemann –, bringen ja nur abgesagte Premieren zustande oder heischen mit Stücken wie „Eva – Hitlers Geliebte“ nach dem Skandal. Es wird auch nicht darauf ankommen, welches Theater Peymann, der sich als „Sozialist“ bezeichnet und außer „Quartett“ kein Drama Müllers mag, hier macht. Er trägt seinen Namen nach Berlin und in ein seit dem Rausschmiß Einar Schleefs im Dezember künstlerisch bankrottes Haus.

Ein Bankrott, der – bevor Peymanns Rücktritt in Wien bekannt wurde – durch das Trio Frank Baumbauer, Frank Castorf und Friedrich Dieckmann kompensiert werden sollte. Ihrem Rat wollte man vertrauen, traf dann aber, an ihnen vorbei, eine Vorentscheidung für Peymann. Sie haben „Verständnis“ dafür, lassen sie verlauten, was aber nicht verbirgt, in welch zielloser Weise die Leitung des BE sich anderer bedient. Vielleicht kann sich hier wirklich nur einer wie Peymann durchbeißen. Auch er aber wird sich komplett neu einrichten müssen. Und dann hat es sich was mit der Tradition von Brecht und Müller. Soviel Quälerei darum in den letzten Jahren, und jetzt war alles gelogen. Zurüstungen für die Unsterblichkeit. Petra Kohse

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