Kommentar: Riskante Chance
■ Die Hafen-City ist eine gute Idee aus falschen Motiven mit falschen Folgen
Hamburgs Stadtchef Henning Voscherau hat eine Bresche in die jahrzehntelang schier unüberwindbaren Mauern des Hafenfilzes geschlagen. Bravo! Endlich darf auch von und in der Regierungspartei SPD über die gewaltigen Flächenreserven im Herzen Hamburgs laut nachgedacht werden. Der Sinneswandel eines Teils der Hafenlobby kommt nicht von ungefähr.
Zu absurd war die Position, das geographische Herz Hamburgs auf Dauer von jeder normalen Stadtentwicklung auszuklammern. Architekten und Stadtplaner, Grüne und Sozialarbeiter, ja sogar einige weitsichtige Behördenplaner haben diese Forderung seit Jahren erhoben.
Ein kleiner Blick auf den Stadtplan genügt: Hamm, Billbrook, Rothenburgsort, Veddel, Wilhelmsburg und der Harburger Binnenhafen sind ein stadtentwicklungspolitisch einzigartiges Potential. Hier läßt sich ökologische Modernisierung beispielhaft verwirklichen. Urbanität statt Peripherie, Flächenrecycling statt Flächenfraß, kurz die Chance für jene nachhaltige Entwicklung, wie sie alle Parteien heute im Munde führen.
Voscherau geht es freilich um etwas anderes. Er braucht Geld für die Hafenerweiterung: Grundstücks-Monopoly statt Stadtentwicklung, Zerstörung des Biotops Altenwerder statt modernes Hafenmanagement dürften die Folgen sein.
Wenn die richtige Idee einer neuen Dimension der Stadtentwicklung zur reinen Altenwerder-Finanzierungsmaschine verkommt, dann hat der Bürgermeister die von ihm gerade eröffnete Chance schon wieder verbaut. Florian Marten
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