Ungesundes Badevergnügen

■ EU: Deutsche Ämter kontrollieren Seen nachlässig

Berlin (taz/dpa) – Draußen schwimmen ist oft immer noch ein ungesunder Spaß – das zeigt der Badewasser-Report 1996 der EU. Einer von drei europäischen Badeseen erfüllt nicht die Hygieneanforderungen der EU oder wird nicht ausreichend überwacht, bemängelt die Umweltkommissarin Ritt Bjerregaard. „Vor allem Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Spanien und Portugal müssen diese Badesaison beweisen, daß sie die Situation verbessern können.“

Bloß in 61 Prozent aller deutschen Binnengewässer wird die EU-Norm erfüllt. Immerhin mehr als 1994: Da galt das gerade mal für 47 Prozent der Badestellen. Die restlichen Gewässer sind entweder gesundheitsschädlich oder werden nicht oft genug kontrolliert.

Der EU-Report umfaßt 6.000 Badeseen und -flüsse sowie 13.000 Strände. Die Meere sind zu 90 Prozent zum Planschen geeignet (Deutschland 82 Prozent). Nach der geltenden EU-Richtlinie müssen in allen Badegewässern alle vierzehn Tage Wasserproben entnommen und untersucht werden. Dabei werden einzelne sogenannte Indikatorkeime stellvertretend für die Gesamtbelastung überprüft. Außerdem müssen die Gesundheitsämter Farbe und Sichttiefe sowie Phenol- und Teergehalt des Wassers ermitteln. Stimmt einer der Werte nicht, sind genauere Analysen fällig, nach Salmonellen, Darmviren, Pestiziden oder Phosphaten. Doch allzu oft kommen in Deutschland die Ämter ihrer Meßpflicht nicht nach.

In Flüssen verderben meist eingeleitete Fäkalien den Badespaß, etwa aus Kläranlagen oder überlaufenden Jauchegruben. Die Seen sind in besserer Verfassung. Ihnen werden aber oft die Massen der Badenden selbst zum Verhängnis, weil Sonnenöl und Fäkalien zurückbleiben. Oft lassen übergroße Ansammlungen von Wasservögeln Seen umkippen. Schließlich kann Algenwachstum durch den Nährstoffeintrag aus Verkehr und Landwirtschaft Badegäste krank machen. M. Urbach