: Ausländer sind unrentabel
Volkshochschule zwischen Betriebswirtschaft und Sozialpolitik: Deutschkurse für Ausländer werden weniger und teurer ■ Von Karin Flothmann
Betriebswirtschaftliches Denken und sozialpolitischer Anspruch passen nicht besonders gut zusammen, auch nicht bei der Hamburger Volkshochschule (VHS). Die kürzt ab Herbst ihr Kursangebot im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) um 600 Stunden. Und zwar ausschließlich dezentrale Kurse, die in „sozialen Brennpunkten“wie etwa Kirchdorf-Süd stattfinden. Entsprechende Informationen bestätigte VHS-Sprecher Dieter Trautmann gegenüber der taz.
Zugleich werden ab Herbst die Gebühren für verschiedene Angebote erhöht. Deutsch für Ausländer-Kurse sollen davon vorerst nicht betroffen sein. Zur Zeit, so Trautmann, werde aber diskutiert, ob im kommenden Jahr ab dem sechsten Semester eine ganz normale Kursgebühr in Höhe von 200 bis 250 Mark erhoben werden soll. Momentan kostet ein 56stündiger DaF-Kurs bei der VHS lediglich 35 Mark Einschreibgebühr. Vor vier Jahren war er noch umsonst.
Mit der geringen Einschreibgebühr liegt die VHS noch unter den Preisen, die andere Einrichtungen für Deutschkurse verlangen. Eine Mark pro Stunde berechnen sowohl das WIR-Zentrum in Altona oder die Deutsch-Ausländische-Begegnungsstätte auf St. Pauli. Ein viermonatiger Intensivkurs mit 280 Unterrichtsstunden kostet im „Haus für Alle“in der Amandastraße dementsprechend 280 Mark. Rund 200 TeilnehmerInnen lernen dort pro Jahr Deutsch. In der VHS dagegen sind es rund 8.000 DaF-SchülerInnen.
Daß ausgerechnet bei den Deutschkursen für AusländerInnen Stunden gekürzt und Gebühren erhöht werden sollen, hat simple Gründe. Immerhin, so Trautmann, schlugen allein die Honorare für DaF-Dozenten im vorigen Jahr mit 850.000 Mark zu Buche, durch Einschreibgebühren kamen aber nur 224.000 Mark rein. Zudem rechne die VHS damit, daß der Senat in diesem Jahr rund 300.000 Mark weniger an Zuschüssen zahle als noch 1996. Trautmann: „Wir müssen eben verstärkt betriebswirtschaftlich denken.“
Durch solch ein Denken, so monieren VHS-MitarbeiterInnen, werde „der sozialpolitische Anspruch der VHS einfach über Bord geworfen.“Schließlich sei der Erwerb der deutschen Sprache für AusländerInnen die elementarste Voraussetzung für ihre Integration in die Gesellschaft, meint auch Kurt Edler, schulpolitischer Sprecher der GAL-Fraktion.
In einem Brief appelliert er an die SPD-Abgeordneten im Schulausschuß der Bürgerschaft, sie mögen sich für den Erhalt des DaF-Angebots in jetziger Form einsetzen. Denn: „Es wäre doch besonders fatal, ausgerechnet die weniger betuchten Ausländer durch empfindlich hohe Gebühren vom Spracherwerb auszuschließen.“
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