: Sparen in die eigene Tasche
■ Innovatives Energiesparprogramm reizt Schulen zum Sparen. Die Hälfte der Einsparungen stehen zur freien Verfügung. In Hamburg bereits flächendeckend
„fifty/fifty in berlin“ heißt eine innovative Energiesparaktion, die in den Schulen fast aller Berliner Bezirke gestartet werden soll. Bereits seit Anfang des Schuljahres läuft das Projekt an mehreren Köpenicker Schulen und soll nun ausgeweitet werden. Clou der Schulaktion: Die Schulen erhalten die Hälfte der eingesparten Energiekosten zur freien Verfügung. Damit ist ein Anreiz geschaffen, sich mit der Problematik Energiesparen auseinanderzusetzen. Die andere Hälfte der Einsparungen wird zum Stopfen von Haushaltslöchern genutzt. In Hamburg, wo das Konzept in ähnlicher Form bereits erfolgreich durchgeführt wurde, sparten 24 Schulen im vergangenen Jahr 460.000 Mark und erhielten dafür eine durchschnittliche Prämie von 9.000 Mark pro Schule.
Schüler und Lehrer der Schulen erstellen zu Beginn des Projekts eine Analyse des Schulgebäudes. Es wird geschaut, wo unnütze Energieschleudern stecken, wie Heizungs- und Lichteinsatz zu optimieren sind, wie man energiesparend lüftet. Im Prinzip „simpelste Energiesparmaßnahmen“, an die aber offensichtlich ohne Anreiz nicht gedacht wird, wie Helga Pedrotti von „eco direkt – umweltaktionen für berlin“, wo das Projekt koordiniert wird, einräumt. Im Gegensatz zu Hamburg, wo „fifty/fifty“ bald auf alle 450 Schulen der Stadt ausgedehnt werden soll, steckt die Aktion in Berlin noch in den Kinderschuhen. Bis auf die Vorreiterschulen aus Köpenick laufen mit den interessierten Schulen in den anderen Bezirken momentan noch die Verhandlungen. Die Köpenicker werden im Juni die ersten Ergebnisse ihrer Einsparbemühungen und nach deren Auswertung das erste Geld erhalten. Dort hatte man bereits zu Beginn des laufenden Schuljahres Projektwochen durchgeführt, Arbeitsgruppen eingerichtet und „Energiedetektive“ ernannt, die den Energieverschwendern auf die Spur kommen sollten. Projektkoordinatorin Pedrotti macht „Probleme mit Verwaltungsstrukturen und Bürokratie“ für die Verzögerungen des Projekts in den anderen Bezirken verantwortlich. Die Hauptstadt lege auf derartig innovative Modelle nicht viel Wert, klagt sie. Dennoch seien die Verhandlungen in Tiergarten und Schöneberg schon weit fortgeschritten. Dort setzt man mitunter auf modifizierte Varianten der Aktion: Das gesparte Geld soll in drei Teile geteilt werden (gedrittelt oder 30-30-40). Neben den Teilen für Schule und Haushaltslöcher soll der dritte Teil für Umweltmaßnahmen allgemein oder energiesparende Investitionen in den Schulen eingesetzt werden. In eine ähnliche Richtung zielt auch die Vergabe zinsloser Darlehen für Investitionen an Bezirksämter und Schulen durch die „Stiftung Naturschutz Berlin“. Wer mehr tun will, als das Licht früher auszuschalten, erhält so das nötige Geld.
Positiver Nebeneffekt der Aktion ist, daß über die Beschäftigung mit dem Thema eine Sensibilisierung entsteht. So staunten beispielsweise Schüler und Lehrer der Lise-Meitner-Schule nicht schlecht, als sie die Stromkosten für das vergangene Jahr sahen: 300.000 Mark. Ulrich Traub, Lehrer an der Schule, hofft, daß die Schüler das Energiesparen verinnerlichen und „raus in ihre Freizeit tragen“. Tobias Singelnstein
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