: Tor zum Stau
■ Dasa: Keine Jobs, aber Werk erweitert
Der Dasa-Werkschef sagt artig Dankeschön. In der „Rekordzeit“von sieben Monaten hat Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus (parteilos) die kühnsten Träume der Flugzeugbauer aus Finkenwerder erfüllt: Die umstrittene Werkserweiterung um ein Drittel ihrer jetzigen Fläche auf Vogelbrüter-Weiden südlich des Neßhauptdeichs ist genehmigt. Einwände von Anwohnern wurden abgewiesen. „Ich sitze ja auch im Aufsichtsrat“, machte Rittershaus gestern vor der Presse keinen Hehl aus der Verquickung von Politik und Privatwirtschaft.
Bis Oktober soll das 260-Millionen-Projekt zur Endmontage der Airbusse A319 und A321 fertig sein. Statt bisher sechs Flugzeuge pro Monat können bis Ende 1998 je elf Flieger das Werk verlassen. Neue Arbeitsplätze entstehen durch den „Stützpfeiler einer zukunftsfähigen High-Tech-Produktion“(Rittershaus) freilich nicht.
Aber immerhin, so Geschäftsführer Gustav Humbert, könne mit der Erweiterung und einem „erholten Markt“garantiert werden, daß die 6570 verbliebenen Hamburger Mitarbeiter frühestens ab dem Jahr 2000 wieder um ihre Jobs bangen müssen.
„Der einzige Wermutstropfen“, so Humbert, sei das Verkehrschaos, das dem Neßhauptdeich jetzt droht. Denn die Hauptverkehrsstraße ins Alte Land muß durchbrochen werden, damit die Flugzeuge bequem vom alten ins neue Werksgelände rollen können. Dazu wird ein riesiges Tor in den Deich eingelassen, das sich 33mal täglich zwischen sieben und 22 Uhr öffnen und schließen soll. Mindestens zweimal pro Stunde wird sich also der Verkehr kilometerweit vor und hinter diesem „Gatt“stauen. Die Querung dauere aber nur zwei Minuten, beschönigte der Finkenwerder Werksleiter Gerhard Puttfarcken die CO2-Wolken.
Besserung ist nicht in Sicht: Effektiver öffentlicher Nahverkehr (S-Bahn, Busspur durch den Elbtunnel) als Alternative zum Pkw-Stau existiert faktisch nicht. Die seit 30 Jahren diskutierte Umgehungsstraße steht in den Sternen: Weder ist die Trasse festgelegt noch ihr Baubeginn. Der hänge, so die Verkehrsbehörde, „von den Haushaltsmitteln ab“. hh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen