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Stadterneuerer Jorzick wirft das Handtuch

■ Neuer Steg-Chef wird der Stadtsanierer Hans-Joachim Rösner aus Stuttgart

„Falsche Prioritäten“setze der Senat, wenn er die Mittel für Stadtteilerneuerung und Gebäudesanierung senke. So wetterte Peter Jorzick im Sommer 1996. Die Haushaltspläne blieben – ungeachtet der Schelte des Chefs der städtischen Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) und der Hamburger Gesellschaft für Gewerbeförderung (HaGG). Jetzt, ein Jahr später, setzt Jorzick Prioriäten: Er geht. Gestern bei der Abschiedsfeier beteuerte der 42jährige jedoch, daß sein Ärger über die Senatspolitik mit der Entscheidung, nach acht Jahren die von ihm mitbegründeten Institutionen zu verlassen, nichts zu tun habe.

Die Geschäfte weiterführen wird der 39jährige Geograph und Politologe Hans-Joachim Rösner aus Stuttgart. Der 39jährige war zuletzt Projektleiter für städtebauliche Erneuerungsverfahren bei der Steg Stuttgart und Hauptkoordinator für Sanierungsfragen für die neuen Bundesländer.

Jorzick wird sich künftig um die „Entwicklung historischer Fabriken, Kontor- und Wohnhäuser“kümmern, und zwar in seiner frisch gegründeten Firma J&O Immobiliengesellschaft mbH. Seine Dienste bei der Umnutzung gewerblicher Altbauten will er vor allem der Deutschen Bahn AG, den Hamburgischen Electricitätswerken und der Post anbieten, die in den kommenden Jahren viele Standorte (Hühnerposten, Güterzentrum Altona) aufgeben.

Peter Jorzick sieht seine Ziele bei der Steg als erreicht an. Der Altbau-Wohnungsbestand sei „stabilisiert“, viele der Hausbesetzer-Probleme seien „entschärft“. Dem Karo-Viertel, einem seiner Hauptbetätigungsfelder, hinterläßt Jorzick ein Stadtteilzentrum in der stillgelegten Rinderschlachthalle gegenüber der U-Bahn Feldstraße.

Der Umbau der 1911 errichteten Schlachthalle hat 10,3 Millionen Mark gekostet. Innenwände mußten herausgerissen, das Dach abgedichtet und die Fassade unter strengen Denkmalschutzauflagen saniert werden. 4000 Quadratmeter Nutzfläche für 20 Mietparteien sind im November bezugsfertig.

Die Hälfte der Fläche ist bereits vermietet; die Steg als Eigentümerin legt Wert auf kleinteilige, stadtteilverträgliche Nutzung. Einziehen werden kleine Läden und Büros, soziale und therapeutische Einrichtungen, ein Zentrum für Existenzgründer sowie „ortstypische“Gastronomie mit Pubs, Pizza & Pasta. Das Herz bildet die „Karo-Diele“, eine 200 Quadratmeter große Durchgangshalle für Ausstellungen, Lesungen oder Diskussionsforen. Von hier zweigt auch ein Saal für 500 Personen ab.

Das Zentrum Rinderschlachthalle soll die beiden Stadtteile Karo- und Schanzenviertel einander näherbringen: Ab Jahresende wird eine Fußgängerbrücke den bislang trennenden U-Bahn-Graben queren. Der Überweg führt vom Ölmühlenplatz quer durch die Rinderschlachthalle zur Sternstraße.

Heike Haarhoff

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